Zeichen / Eligiusfigur

Briefkopf der Gilde ab 1986

Prozession = processio, kirchliche Auf- oder Umzüge bei besonderen Anlässen.Schon im Alten wie auch im Neuen Testament werden Prozession benannt. Uns sind Lichter-, Palm-, Altar-, Kirchweih, Bitt-, Lob-, Dankprozessionen bekannt. Sie werden oftmals von einem Kreuz-, Banner- oder auch Figurenträger angeführt. Bekannt sind auch sogenannte Prozessionsstangen, die vor den Prozessionsteilnehmern von Gilden, Zünften oder anderen Vereinigungen getragen wurden.Schon in den ersten Jahren der Gründung 1985 kam der Gedanke auf, der Goldschmiede-Gilde St. Eligius ein Zeichen zu geben.

Da das Verständnis und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gildemitglieder untereinander sehr groß ist, möchte man es auch nach außen hin mit einem sichtbaren Zeichen dokumentieren. Durch die internationalen Eligiustreffen angeleitet, wo von Mitgliedern der verschiedenen Gilden bei den Prozessionen einheitliche Uniformen, Kopfbedeckungen, Schärpen und Fahnen mitgeführt werden, wurde das Eligiuskomitee bestärkt, diese Idee für ein gemeinsames Zeichen zu realisieren.

Fahnen lehnte man ab. Das Eligiuskomitee erarbeitete einen Vorschlag, eine Eligius-Figur zu entwerfen und zu gestalten ähnlich der in Süddeutschland noch heute gebräuchlichen Zunftstangen. Der Vorschlag des Eligiuskomitees wurde einstimmig angenommen.

Die Skulptur des hl. Eligius soll alle öffentlichen Aktivitäten der Gilde im In- und Ausland begleiten lt. einem Originalbeschluß während der Plenarsitzung in Fulda am 10.Mai 1992.

Es gab noch erweiterte Vorschläge z. B.

Eine Miniatur dieser Skulptur könnte von jedem Mitglied als Nadel oder als Anhänger getragen werden. Entwürfe hierfür, Zeichnungen oder Modelle sollen zum Eligiustag 1993 in Erfurt mitgebracht und gezeigt werden.

So kam es zu einem Aufruf an die Gemeinschaft, Vorschläge für ein solches Zeichen zu unterbreiten.
Lobenswerterweise beteiligten sich einige Mitglieder und stellten ihre Vorschläge vor. Ideen gab es viele, doch letztlich kam es nicht zu einer Auftragsvergabe, weil die Kosten für eine breite Zustimmung gefundene Skulptur die finanziellen Möglichkeiten der Gilde überstiegen.

Im Anschluß an die Eligiustage 1994 in Osnabrück fuhr das Eligius-Komiteemitglied, Gold- und Silberschmiedemeister Gerhard Thewis, langjähriger Obermeister der Innnung Aachen, mit seiner Frau Martha wieder heimwärts. Allmählich reifte in ihm der Gedanke, eine Eligiusfigur aus Sterlingsilber für die Gilde zu gestalten und anzufertigen.

Seit einigen Jahren bereits im Ruhestand und beruflich nicht mehr aktiv tätig, setzte er sich mit dem Kurator der Eligiusgilde, Werner Fischer, Ahlen, in Verbindung und fragte an, ob eine Figur für die Gilde willkommen sei. Er erhielt Zustimmung und Wohlwollen.

Sobald machte er sich ans Werk und bei den Eligiustagen 1995 in Schwäbisch Gmünd konnte Gerhard Thewis bereits einige Fotos von der in Arbeit befindlichen Figur zeigen.

Leider reichte das ihm zur Verfügung stehende Silber für die ca. 60 cm hohe Figur nicht mehr aus. Schnell erklärte sich Werner Fischer bereit, das noch fehlende Silber für den Chormantel anonym zu stiften, siehe abgebildetes Schreiben von Martha + Gerd.

Die Figur ist vollrund (vollplastisch) und getrieben, beziehungsweise ziseliert. Die Bordüre des Chormantels ist in der Technik des „opus interrasile“ gestaltet, wobei die durchbrochenen Flächen mit Perlmutt hinterlegt sind. Dieses stiftete Goldschmiedemeister Peter Bücken aus Herzogenrath, der ebenfalls Mitglied der Gilde ist.

Gerhard Thewis hat die Eligiusfigur in 970/ooo und 935/ooo Silber gefertigt. Sie wiegt

1.250 Gramm und steht auf einem Tropenholzsockel.

Im April des Jahres 1996 war die Arbeit vollendet und sie wurde im Kreuzgang des Hohen Domes zu Münster in Westfalen vor- und ausgestellt.

Weihbischof Friedrich Ostermann nahm die Segnung der als Bischof dargestellten Eligiusfigur vor.

(Protokollauszug)

Samstag, 27.4. 10.30 Uhr

Eröffnung der Ausstellung „Sakrale Kunst“ durch Weihbischof

Ostermann im Kreuzgang des Paulus Domes zu Münster.

Segnung der von Gerhard Thewis, Aachen, für die Gilde aus Silber gestalteten „Eligiusfigur“.

Auszüge aus der Plenarsitzung in Münster 1996:

Um 20 Uhr eröffnete der Kurator Werner Fischer, Ahlen, die Sitzung. In die Begrüßung der stattlichen Anzahl der Teilnehmer band Fischer den besonderen Dank an Gerhard und Martha Thewis aus Aachen mit ein. Gerhard Thewis hat als seine letzte Arbeit in seinem beruflichen Schaffen eine echtsilberne, ca. 60 cm große Figur, den hl. Eligius darstellend, entworfen und gestaltet. 

Während der abendlichen Plenarsitzung nahm Gerhard Thewis, der Mitbegründer der Gilde und Mitglied des Eligiuskomitees ist, zu seiner Figur Stellung und widmete sie der Goldschmiedegilde des Hl. Eligius.

Er sagte, es sei unwiderruflich seine letzte große Arbeit in seinem langen beruflichen Schaffen gewesen. Er habe diese Figur gerne für die Gilde angefertigt und sein großer Wunsch sei es, daß diese Figur auch in Noyon, Frankreich, während der alle vier Jahre stattfindenden Prozession, bei der auch die Reliquien des hl. Eligius mitgeführt werden mitgeführt, von den Mitgliedern der Goldschmiedegilde getragen wird.

Er sagte weiter: „Ich suchte nach einem Bekenntnis zur Eligiusgilde. Andere tragen eine Fahne voraus, tragen Trachten oder Uniformen, ich entschloß mich zur Anfertigung einer Eligiusfigur.
Ich habe sie entworfen und ausgeführt, was mir manchmal schon sehr schwer fiel.“ Die Mitglieder und Freunde der Goldschmiedegilde des hl. Eligius sagten Gerhard Thewis und seiner Frau Martha, die übrigens noch keinen Eligiustag versäumt haben, herzlichen Dank für diese großherzige Stiftung.

Gerhard Thewis hatte den Wunsch, dass die Eligius-Statue mit edlem Holzsockel auf eine Tragestange gesetzt wird.
Der Wunsch wurde ihm von seinem ehemaligen Lehrling, Goldschmiedemeister Raphael Fischer, Ahlen, erfüllt. Er fertigte die Tragplatte sowie auch die Befestigungsschrauben, die das Bildnis einer Eligiusmedaille der Goldschmiede Innung Münster tragen.

Die Untertseite der Tragestangenplatte zur Aufnahme der Figur ist graviert mit dem Text:

ENTWURF, GESTALTUNG UND STIFTER
D. ELIGIUSFIGUR IN STERLINGSILBER:
GERHARD THEWIS, AACHEN, 1994 – 1996
TEILSTIFTUNG D. SILBERS U. D. TRAGPLATTE  WERNER  FISCHER, AHLEN
STIFTER  D. PERLMUTTS: PETER  BÜCKEN,  HERZOGENRATH
EINSEGNUNG  D. SKULPTUR  I. DOM  Z. MÜNSTER
27. APRIL 1996  D. WEIHBISCHOF  FRIEDRICH  OSTERMANN

Eligiusmedaille, Silber
Die beiden Abschlußmuttern zur Befestigung der Figur sind zwei Eligiusmedaillen aus Silber, die Gerd Salzmann, Münster, entworfen hat.

1998
Briefauszug von Werner Fischer an Kaplan Sommer vom 28. Juni. 1998
Am Samstag, dem 20. Juni um 8 Uhr sind meine Frau und ich nach Aachen gefahren, um Frau und Herrn Thewis mitzunehmen nach Noyon. Wir waren um 15 Uhr 30 in Noyon. Der Sonntag begann mit einem Umzug zur Kathedrale, um dort ein Pontifikalamt zu feiern.
Der Geist von Europa war in Noyon spürbar. Von der Eligiusgilde waren acht Personen nach Noyon gekommen.

Die von Herrn Thewis in echtem Silber gestaltete Eligiusfigur wurde
erstmals in der Prozession mitgeführt und hielt, von ihm selbst getragen, Einzug in die ehrwürdige Kathedrale in Noyon. Es war für alle ein erhebendes Gefühl.

2000
Da die wertvolle Eligius-Figur oft auf Reisen mitgenommen wird, stiftete Anni Fischer, Ahlen, ein Transport-Kofferetui, das ebenfalls zur Aufbewahrung dient. Das angebrachte Silberschild (Text) dient zur Erinnerung:

„Das Transportetui wurde der Eligiusgilde, Ahlen, anno 2000 von Anni Fischer gewidmet“

Martha und Gerhard Thewis

Das Leben ist vergänglich, doch die Liebe, 
Achtung und Erinnerung bleiben für immer.

Gerhard Thewis starb nach seiner Frau Martha 
am 9. September 2005