St. Eligiustage 1995 , Schwäbisch Gmünd

Einladungbrief vom Kurator

Eligiustage – was bedeuten sie für Mitglieder und Freunde der Goldschmiede-Gilde des hl. Eligius?
Die Zeiten sind miese – die Zeiten sind schlecht.
Alles muß anders werden – aber nicht durch mich.
Die Umsätze gehen zurück – die Mitarbeiter und ihr Einsatz lassen vieles offen.
Die Mieten sind zu hoch – was kann ich dagegen machen?
Viele von uns stehen täglich an der Klagemauer.
Viele von uns haben ein zu großes Anspruchdenken.
Viele von uns sind ob der guten Zeiten vielleicht träge geworden.
Viele von uns haben keinen Biß mehr. Viele von uns haben einen getrübten Blick und sehen keine Chancen.
Viele von uns sind mutlos, weil sie nicht die Kraft haben, ihre guten Ideen umzusetzen.
Viele von uns sind in Vereinen, Gemeinschaften, Verbänden, lassen sich berieseln, sind aber selber inaktiv.
Wenn Sie aktiv in unserer Gemeinschaft an unserem Zukunftsprogramm mitwirken möchten, kommen Sie nach Schwäbisch Gmünd, weil Sie für uns wertvoll sind.

Freitag, 28.4. 20 Uhr:
Das Eligius-Komitee trifft sich im Hotel Fortuna.
Die Regularien wurden abgehandelt.
Münzmeister Bernd Cassau, Paderborn, freute sich über die Kassenlage. Bis auf zwei Mitglieder waren alle Beträge eingegangen.

Der stellv. Kurator Michael Amberg verteilte die von ihm erstellte Broschüre, die am Sonntagmorgen in der Münsterkirche aus Anlaß unserer Festmesse ausgelegt und von den Gottesdienstbesuchern kostenlos mitgenommen werden können. Kurator Werner Fischer dankte Michael Amberg für seinen Einsatz. Zeitprobleme bei der Erstellung der Broschüre waren der Grund, so Michael Amberg, sich vorab nicht mit dem Ausrichter der Eligiustage, Hermann Stadelmair, abstimmen zu können.

Samstag 29.4. 10 Uhr:
Stadt-Empfang im Refektorium des „Prediger".
Begrüßung durch den Ausrichter Hermann Stadelmaier. Dank an den Oberbürgermeister für die Kooperation.

Ansprache: Oberbürgermeister Dr. Rembold widmete allen ein herzliches Willkommen und gab seiner Freude Ausdruck über die Wahl des Tagungsortes der Gilde.

Ansprache Kurator Werner Fischer: Bei den Eligiustagen 1993 in Erfurt wurde ich ein stiller Bewunderer eines Mannes und seiner sehr geschätzten Ehefrau, die sich trotz ihres bereits vorangeschrittenen Alters mit großem Interesse an den Veranstaltungen der Gilde beteiligten.
Schon 1991 in Würzburg und 1992 in Paderborn waren sie dabei. Nachdem in der Plenarsitzung entschieden wurde, daß der Eligiustag 1994 in Osnabrück stattfinden sollte, wagte ich mich an das vitale Ehepaar und fragte vorsichtig, ob nicht die Eligiustage 1995 in Rottenburg stattfinden könnten, weil bis dato die Eligiustage immer in Bischofsstädten stattgefunden haben.
Verwunderung auf den Gesichtern des mir so sympathischen Paares. Man antwortete mir: „Rottenburg, nein, da wohnt zwar unser Bischof, aber wenn wir es machen sollten, dann in Schwäbisch Gmünd."
Gedanklich vollzog sich bei ihm schon der Weg der anzusprechenden Honorationen aus Rottenburg und Schwäbisch Gmünd mit dem Nachsatz: "Wenn Sie unseren Bischof anschreiben, dann bitte nicht mit der Anrede „Exzellenz", das wünscht er nicht."
Sie wissen schon, verehrte Festversammlung, wen ich meine, Ihren Mitbürger, unser Mitglied der Goldschmiede-Gilde des hl. Eligius, Silberschmiedemeister Hermann Stadelmaier und seine Ehefrau Christa aus Schwäbisch Gmünd.
Schon jetzt von uns allen ein herzlicher Dank dem örtlichen Ausrichter der Eligiustage 1995 und seiner Familie aber auch allen Damen und Herren, die großzügig und bereitwillig für die Programmgestaltung oder in anderer Weise tätig waren.
Besonders möchte ich mich aber bei Ihnen, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Rembold, beim Magistrat und der Verwaltung für die freundschaftliche und gastliche Aufnahme bedanken.
Gestatten sie mir, meine Verwandten, Dr. Hans Joachim Hack und Dr. Fritz Eberhard und ihre Familien mit einzubinden.
Wir sind zu Gast in der ältesten Stauferstadt, Schwäbisch Gmünd, mit den alten Zeugnissen der Vergangenheit, die uns durch Besichtigungen vorgestellt und näher gebracht werden. Wir haben Respekt vor den Bauwerken und vor dem, was unsere beruflichen Vorfahren entworfen und gestaltet haben. In Ihrem Stadtprospekt teilen Sie u.a. mit: "Besondere Bedeutung im künstlerischen Leben von Schwäbisch Gmünd hat seit dem Ende des 14. Jh. die Tradition der Gold- und Silberschmiede, die der Stadt zu Ansehen verhalf." Ich darf ergänzen – auch zu stillem Reichtum – und weiter kann man lesen: "Bis heute ist die Bedeutung dieses Kunstgewerbes unübersehbar. In zahlreichen Werkstätten wird Schmuck in unterschiedlichen Stilarten gefertigt. Klassische Stücke sind genauso zu bewundern wie Arbeiten junger Künstler, die die Formensprache des modernen Designs in die Schmuckgestaltung einbringen."
Begeistert habe ich diese Sätze und die Weiterungen über Hans Baldung Grien und andere Künstler im Stadtprospekt gelesen.

Im Jahre 1973, also vor 22 Jahren, habe ich hier an dieser Stelle im Prediger die Bundestagung der deutschen Gold- und Silberschmiede mit meinem damaligen viel zu früh verstorbenen Vizepräsidenten, Silberschmiedemeister Peter Ferner aus Schwäbisch Gmünd und dem damaligen Oberbügermeister dieser Stadt, Dr. Norbert Schoch, eröffnet. Es war eine der ersten Veranstaltungen hier im restaurierten Prediger. Diese Tatsache gibt mir Anlaß, die damalige Geschäftsführerin für das Juwelier-, Gold- und Silberschmiedehandwerk der BRD, Frau Marianne Knickenberg, die heute hier unter uns weilt, besonders zu begrüßen.
Wir wollen die Vergangenheit nicht vergessen, wir wollen sie wachhalten. Unsere primäre Aufgabe ist es jedoch, Fundamente für die Zukunft zu legen.
Bleiben wir in der Gegenwart. Ist Schwäbisch Gmünd noch eine goldene oder silberne Stadt?
Gehen von Schwäbisch Gmünd noch edelschmiedische Impulse aus? Wie sehen sich Gmünder Kollginnen und Kollegen einschließlich der Fachdozenten an den von uns so geschätzten Schulen und Bildungseinrichtungen aber auch die Schmuckfabrikanten und die Vertreiber von Schmuck, die Grossisten, im Spiegel aus Edelmetall?

Warum wuchert Schwäbisch Gmünd nicht außenpolitisch, vom Stadtmarketing gesehen, mit den schönsten und zugleich wertvollsten Pfunden, die es in dieser Stadt gibt?
Meine Antwort: Es gibt keine Fachfamilie.
Alle in dieser Branche Tätigen sind sich bekannt, aber sie kommunizieren nicht miteinander. Sie nutzen nicht die große Kraftquelle der Gemeinsamkeiten. Das ist mir gerade bei der Vorbereitung dieser Tagung besonders aufgefallen.
Hier in Schwäbisch Gmünd gibt es exzellente Gold- und Silberschmiede, die mit zu den besten in der Bundesrepublik zählen, Schmuckfabrikanten, die zu den ersten Adressen in Deutschland gehören.
Ich meine, es gibt in Schwäbisch Gmünd kein branchenspezifisches Profil und somit hat Schwäbisch Gmünd keinen gemeinsamen Auftritt in der Öffentlichkeit.
Es hat den Anschein, daß sich in Schwäbisch Gmünd dunkle Wolken am Firmament zeigen. Das fernöstliche Schmuckschauer näßt bereits in Schwäbisch Gmünd. Hoffen wir für die Zukunft, daß an diesem importierten Schmuck nicht nur die Punzierung die einzige Veredelung ist.
Wie komme ich zu dieser Erkenntnis? Weil ich durch die Mitarbeit in vielen anderen Branchengremien den Markt, die Marktlage sehr aufmerksam verfolge. Leider sind diese Symptome auch in anderen Städten, die der edlen Branche nahe stehen, zu spüren und auf sie zu übertragen.

Gestatten Sie mir, meine sehr verehrten Damen und Herren, drei Geschichten vorzutragen. Ein Elternpaar mit Tochter hegt den Wunsch, ihre Tochter Goldschmiedin werden zu lassen. Auf meine Frage, wann sie, die Eltern, zum letzten Mal einem Goldschmied einen Auftrag erteilt haben, lassen sie mich wissen, daß sie sich das nicht erlauben können. Mein Blick ging nach draußen, wo ich ein stählernes Roß aus Untertürkheim erblickte, mit dem die drei Personen angerauscht waren. Am Arm der Mutter baumelte ein Rotgoldarmband mit „o sole mio-Klängen".

Die zweite Geschichte: Ein junger Mann entschied sich, Priester zu werden. Lange vor der Priesterweihe kommt es im Pfarrgemeinderat zu einer Diskussion. Thema – was schenken wir unserem Neupriester aus unserer Gemeinde? Ein Kelch soll es sein. Aber ein Gold- oder Silberschmied, der ihn machen soll, ist nicht im Gespräch, weil zwei redegewandte grüne Blaustrümpfe entscheiden, der Neupriester bekommt den alten Kelch mit den Korallen von 1930, der nutzlos im Tresor der Sakristei steht.

Die dritte Geschichte: Eine Stadt baut ein monumentales Rathaus. Der Ratssaal wird mit Mikrofonen für jedes Ratsmitglied bestückt. Schall- und Beschallungsanlagen sind mit allen Techniken ausgestattet. Die Bau- und Nebenkosten werden fast um das Doppelte überzogen.
Wenn jedoch an verdiente Bürger oder Magistratsmitglieder ein Ehrenring verliehen werden soll, dann geschieht das entweder garnicht oder stillschweigend ohne Öffentlichkeitsarbeit und der Preis wie auch der Name des Gestalters werden als geheime Kommandosache gehandelt.

Meine sehr verehrte Damen und Herrn, dies waren nicht drei Geschichten aus einer anderen Welt, sondern Tageserlebnisse eines jeden von uns. Sich diesen Problemen zu stellen, das ist unsere Aufgabe.
So werden in Schwäbisch Gmünd existenzielle Fragen mit auf der Tagesordnung stehen. Wir freuen uns, daß uns die Stadt so zugetan ist und hoffen auf erfolgreiche Eligiustage.

11.30 Uhr: Besichtigung des Münsterschatzes

14.30 Uhr: Stadtbesichtigung, sowie Besichtigung der Johanneskirche, Augustinuskirche, des Münsters und der Franziskanerkirche. Es werden Sakralgeräte vor und nach der Konservierung oder Restaurierung gezeigt. Besichtigung des „Ott-Pauser" Fabrikmuseum

19 Uhr: Gemeinsames Essen

20 Uhr: Plenarsitzung „Franziskaner" Refektorium

Wie schon in den vergangenen Jahren, hatte der stellv. Kurator, Michael Amberg, Würzburg, sein Reliquiar mit einer Reliquie des hl. Eligius und zwei Kerzenleuchter mitgebracht. Nachdem die Kerzen angezündet waren, erhoben sich alle Anwesenden von ihren Plätzen und der Kurator, Werner Fischer, Ahlen, eröffnete die Sitzung mit einem Gebet. Er gedachte besonders der am 7. März 1995 im 33. Lebensjahr verstorbenen Tochter des Ehepaares Paul und Maria Heckens aus Kevelaer.

Nachfolgende Mitglieder entschuldigten sich für die Nichtteilnahme der Eligiustage 1995.
Abeler, Wuppertal, Komiteemitglied Alof, Trier, Bertram, Essen, Bläse, Plön Komiteemitglied Klinkhammer, Münster, Komiteemitglied Kaiser, Erfurt.

Als neue Hospitanten konnte der Kurator an diesem Abend Eugen A.Vogelmann, Waldstetten, Clemens Graffy, Pforzheim und Karl Geiger aus Opplingen in der Schweiz begrüßen.
Herr Feldkamp trug den Kassenbericht vor und bat um Entlastung des Münzmeisters Bernd Cassau. Einstimmige Entlastung verbunden mit dem Dank für seinen Einsatz.
Als zweiter Kassenprüfer wurde Johannes Abele, Vallendar, gewählt. Hermann Stadelmaier beantragte die Entlastung des Eligius-Komitees. Einstimmige Entlastung. Werner Fischer bedankte sich im Namen aller bei Hermann Stadelmaier für die bis jetzt hervorragend ausgerichtete Tagung in Schwäbisch Gmünd.
Bert Dusil verabschiedete sich aus der Gilde.

Gerhard Thewis, Aachen, gab bekannt, daß er seit einiger Zeit an einer echtsilbernen, getriebenen Eligiusstatue arbeitet. Er hatte zur Sitzung ein paar Fotos mitgebracht, die die schon weit fortgeschrittene ca. 60 cm große Figur zeigten. Alle waren hocherfreut über die Aktivität von Gerhard Thewis und seiner Frau Martha und beglückwünschten das Paar zu diese Idee.
Eine gute Idee hatte auch Otto Vorfeld, Kevelaer, für ein von ihm gestaltetes Eligiusrelief und für einen Anhänger in Art eines Pektorales. Herbert Cürvers wird Otto Vorfeld danken für sein Engagement aber man war der Auffassung, daß zur Zeit wegen der Kassenlage keine Auftragserteilung erfolgen kann.

Es sind noch Eligiusmedaillen vorrätig.
Weihbischof Rieger, Münsterpfarrer Wengert und Monsignore Adelmann sollen eine Medaille erhalten.

Mit Joachim Otto Kaiser, Erfurt, soll Verbindung aufgenommen werden, damit ein Foto und ein Pressebericht über den Empfänger der Patene zu den Fachzeitungen geleitet werden kann.

Sodann erfolgte ein Bericht über die Broschüre. Erstmalig waren die Gildemitglieder in einen Pfarrgottesdienst mit eingebunden. In der Vergangenheit hatte Michael Amberg mit seiner Frau Fides in tagelanger Arbeit ca. 40 Broschüren mittels Farbkopien erstellt. Jede Broschüre ist eine Dokumentation, von der Idee und Aufmachung künstlerisch wertvoll und einmalig: Sie enthält Meß- und Liedtexte, Informationen über unseren Patron, den hl. Eligius sowie Abbildungen besonderer Werke der sakralen Goldschmiedekunst.
Ambergs Gedanke war, daß jeder Gottesdienstbesucher eine Broschüre mit nach Hause nehmen kann. Heißt es doch in unserem Gelöbnis auch, das Schrifttum über den hl. Eligius zu verbreiten.
Neben den Kosten für die Broschüre und weiteren anfallenden Kosten festigte sich in der Versammlung der Gedanke, Rahmen und Umfang in Zukunft planerisch vorzubereiten. Alle Kosten wurden beglichen.

Einige Mitglieder waren der Meinung, dass die Eligius-Gilde Einkehrtage anbieten sollte. Paul Rothgerber und Johannes Abele wurden gebeten zu eruieren, ob nicht ein solches Treffen bei den Marienbrüdern in Vallendar stattfinden könne.
1997 könnten die Eligiustage dann wieder in der uns bekannten Art evtl. mit einer Ausstellung erfolgen.
1998 findet in Deutschland von der Gilde kein Eligiustag statt.

Herbert Cürvers, Kevelaer, der gleichzeitig Vizepräsident der internationalen Eligiusvereinigung ist, stellte noch einmal die Ziele der Vereinigung fest. Nach einer kurzen Meinungsbildung kam man zur Abstimmung, mit einem Jahresbeitrag von DM 100,– eine Mitgliedschaft für die Gilde zu beantragen . Mit einer Gegenstimme wurde der Antrag angenommen.
H. Cürvers wurde gebeten, die weiteren notwendigen Schritte einzuleiten.

Am 1. und 2. Juli findet in Chaptelat, dem Geburtsort des hl. Eligius in der Nähe von Limoges eine Wallfahrt statt.
Nach einer kurzen Einstimmung auf den Gottesdienst wurde die Sitzung um 23.20 Uhr beendet.

Sonntag 30.4. 9.30 Uhr:
Gottesdienst in dem hl. Kreuzmünster mit Weihbischof Bernhard Rieger. Es singen die Michael-Chorknaben, instrumental durch Orgel und Trompete begleitet. Die Zunftstange der Schwäbisch Gmünder Gold- und Silberschmiede fand während der Messe ihren Platz am Altar.

10.45 Uhr:
Vortrag von Msgr. J.A.Adelmann, Kunstvereinsvorsitzender

13 Uhr:
Gemeinsames Mittagessen

Anschließend: Möglichkeiten zum Spaziergang zum Salvator mit Felsenkapelle oder zur Fahrt zum Hohenrufberg mit Wallfahrtskirche oder zum Kloster Neresheim