St. Eligiustage 2000, Vallendar-Schönstatt

vom 31. März – 2. April

Die Mitglieder und Freunde der deutschen Goldschmiede-Gilde St. Eligius trafen sich in der Kunstwerkstätte der Schönstätter Marienbrüder. Goldschmiedemeister Johannes Abele, Mitglied und Ausrichter der Eligiustage, begrüßte die Anwesenden und hieß sie alle herzlich willkommen und gab seiner Freude Ausdruck, daß soviele Personen der Einladung gefolgt sind.
Von allen Anwesenden wurde auch Martin Fletschinger als Aspirant in der St. Eligiusgilde mit seiner Familie willkommen geheißen.
Herr Abele referierte zur Geschichte des Gnadenortes Schönstatt, daß sich der Name aus den zwei Worten „schöne Statt" (Stätte) entwickelt hat. Danach zeichnete er in einem kurzen Abriß den geschichtlichen Werdegang der Gold- und Silberschmiede Werkstätten. Von 1953 bis zum heutigen Tage war er selbst als Goldschmied tätig.
Silberschmiedemeister Michael van Ooyen, der jetzige Werkstattleiter (Kabinettmeister) berichtete über das Tätigkeitsfeld der Goldschmiede und führte durch die einzelnen Werkstatträume.

Interessante Neuanfertigungen und restauriertes liturgisches Gerät konnte er seinen Berufskollegen vorführen.Goldschmiedemeister Paul Rothgerber ehemaliger Obermeister der Goldschmiedeinnung, der Gründer der Werkstätten, und Herr Kanzler, der Generalobere der Schönstätter Marienbrüder, begrüßten die Besucher.
Herr Kanzler stellte kurz seine internationale Gemeinschaft vor, inbesondere die handwerklichen Berufe. In Brasilien betreiben die Marienbrüder eine Schreinerei, ein Orgelbauer führt ebenfalls dort sein Handwerk aus.
In Chile betreiben sie eine Filiale. Von einem chilenischen Marienbruder wurde 1999 der Seligsprechungsprozeß eröffnet.
Auch in Burundi/Südafrika sind die ersten Aufbrüche zu verzeichnen.
Bei unserem Rundgang durch das Tal Schönstatt kamen wir an der alten Goldschmiede vorbei, in der von 1959 bis 1973 Kunst geschaffen wurde. Gegenüber liegt das Priesterhaus Marienau, das früher einmal die Steyler Schwestern beherbergte.
Desweiteren lagen am Weg verschiedene Gebäude der Pallottiner-Gemeinschaft, die heute auf dem Grund und Boden des ehemaligen Anwesens der Augustinerinnen stehen.
Aus dieser Zeit stammt noch der erhaltene alte Turm, der damals (mit einem zweiten) zu einer Marienbasilika gehörte.
Die Wallfahrtskriche der Pallottiner-Gemeinschaft wurde in den zwanziger Jahren ursprünglich als Vortragssaal errichtet. Pater Kentenich hielt z.B. im Jahre 1932 für 2184 Priester Exerzitien. Das alte Haus, heute Haus Marien, beherbergte bis 1911 Gymnasiasten des Studienheims Schönstatt. Ab 1911 konnten sie die neuerrichtete Theologische Hochschule der Pallottiner-Gemeinschaft beziehen, die auf einem Hang über der Gnadenkapelle thront.Zu einem kurzen Besuch der Anbetung verweilte die Gemeinschaft vor dem ausgesetzten „Allerheiligsten" in dieser Kapelle. Die Gnadenkapelle der „Dreimal Wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt", Urheiligtum genannt, ist die Wiege Schönstatts.
Dort hat Pater Kentenich am 18. Oktober 1914 mit jungen Sodalen eine Weihe an die Gottesmutter abgelegt. Diese Weihe nannten sie Liebesbündnis. Ihr Ziel war „Der neue Mensch in der neuen Gemeinschaft".Hinter der Gnadenkapelle ist eine Gedenkstätte von jungen Sodalen, die im I. Weltkrieg gefallen und deren Gebeine 1934 von Frankreich nach Schönstatt überführt wurden.
In der Schönstatt-Bewegung werden sie als Saatkorn für damals junge marianische Kongregation verehrt. Es wird dort auch zweier Priester gedacht, die im KZ Dachau verstorben bzw. in Berlin während des II. Weltkriegs hingerichtet wurden.
Wir gingen weiter zum Pilgerheim und Haus Sonnenau, dem Sitz der Schönstatt-Mädchenjugend vorbei zur neuen Pilgerkirche. Sie wurde im Juli 1999 eingeweiht. Hier handelt es sich um eine Holzkirche in Rundbauweise. Sie faßt ca. 2000 Pilger.Mit dem PKW fuhren wir ins „Haus der Familie", unserem Quartier, wo wir auch die Mahlzeiten einnahmen.
Mit dem PKW fuhren wir nachmittags hinauf auf den Berg Schönstatt und besuchten zuerst die Pater-Kentenich-Begegnungsstätte. Gebäude und Einrichtung sind so gestaltet, daß das Leben und Werk Pater Kentenichs dargestellt werden kann. Eine kleine Caféteria auf dem Weg zur Dreifaltigkeitskirche, auch Anbetungskirche genannt, ermöglichte uns eine kleine Kaffeepause, bevor wir dann die Kirche besuchten. Die Kirche wurde am 9. Juni 1968 feierlich der heiligsten Dreifaltigkeit geweiht.(Am 15. September 1968 verstarb Pater Kentenich dort in der Sakristei unmittelbar nach seiner ersten Meßfeier. Er wurde dort beigesetzt.)Der Architekt Freiherr von Branca hat diesen Bau als „Gottesburg" der rheinischen Landschaft angepasst. Die Mauern sind außen und innen größtenteils mit Bruchsteinen, Grauwacke aus der Eifel, verkleidet. Der gesamte Innenraum sowie die Bleiglasfenster in den Seitenfenstern wurden von zwei Marienschwestern entworfen und gestaltet.
Durch unseren Gang über das weitläufige Gelände konnten wir noch das Generalat, das Noviziat und die Missionszentrale der Marienschwestern kennen lernen.Im Haus der Familie, im sog. Gründerzimmer, fand sich am Abend, als Referent Pater Dr. Lothar Penners von der Gemeinschaft der Schönstattpatres ein. Er stellte uns die Schönstattbewegung vor als ein religiöses Zentrum, als eine geistliche Bewegung. Schönstatt ist kein Kloster. Die Urintention des Gründers Schönstatts, Pater Josef Kentenich, war die Erziehung, genauer gesagt die Selbsterziehung des Menschen – Der neue Mensch in der neuen Gemeinschaft. Das will heißen, Gemeinschaft nicht wie bisher hinter Klostermauern, sondern der Mensch in der Welt an seinem Arbeitsplatz. Pater Kentenich spricht alle Altersstufen und alle Stände gleichermaßen an, und diese sind erfaßt in der sog. Schönstattbewegung, die marianisch geprägt ist. Die Gedanken und das Anliegen Pater Kentenichs waren seiner Zeit voraus, deshalb auch die Schwierigkeiten mit der Kirche und den Bischöfen vor dem II. Vatikanischen Konzil, die heute Gott sei Dank überwunden sind.Schönstatt reiht sich heute in eine große Zahl von Neuaufbrüchen.
Es schloß sich eine rege Diskussion an.Sonntag, der 2. April 2000Es war ein echter Fühlingsmorgen. In Fahrgemeinschaften fuhren wir zum Berg Sion. Dort bei den Patres, die die Stille und die Anbetung pflegen, konnten wir die hl. Messe des 4. Fastensonntags (Laetare) mitfeiern. Die silberne Figur unseres Patrons des hl. Eligius stand auf der Anrichte bei den Opfergaben Brot und Wein. Zwei unserer Mitglieder trugen die Lesungen vor und auch die Fürbitten, die auf unsere Tagung und Gilde abgestimmt waren. Nicht zuletzt durch die Predigt und die feierliche Liturgie konnten wir eintauchen in diese Stunde der Gnadensvermittlung.
Wir fuhren noch ein kleines Stück höher in den Westerwald und besuchten die Gnadenkapelle von Berg Moriah, dem Zentrum der Schönstatt Diözesanpriester. Von diesem Vorplatz aus konnten wir einen Blick tun ins Rheintal bis weit in die Eifel und den Hunsrück. Die nun folgende Stunde im Haus der Priester, meint der Verfasser, sei eine Aufgipfelung unserer Erlebnisse geworden. Der Rektor des Hauses, Pfarrer Schapfl, begrüßte uns sehr herzlich und stellte sich vor. Er nahm uns mit zu drei Etappen bzw. in drei Räume des Hauses.
Er erklärte uns den Brunnen im Foyer, erläuterte die Bedeutung und Funktion des Hauses und gab einen kurzen Einblick in die Priestergemeinschaft, deren Mitglieder in den Diözesen arbeiten, aber hier in diesem Haus ihre Schulungen und ihre Heimat erfahren. Er führte uns in die Dachaukapelle mit dem Altar aus dem Priesterblocks des KZ's.
Für uns alle war die Schilderung der Priesterweihe vom seligen Karl Leisner im KZ Dachau von seinem heldenhaften Leben und Sterben ergreifend.



Mit dem anschließenden Mittagessen endeten unsere diesjährigen Eligiustage und wir hatten den Eindruck, daß alle von dem Erlebten und Gehörten reich beschenkt nach Hause fuhren.
Verfasser des Berichts: Familie Johannes Abele
Literaturempfehlung: z.B. Weibel, Berta, Ein Blick in Leben und Werk von Pater Josef Kentenich, Schönstatt-Verlag, ISBN 3-920849-93-0, DM 12,80 Nachtrag zum Besuch der Gold- und Silberschmiede Die großzügige Parkgelegenheit vor dem Haus diente den Tagungsteilnehmer zugleich als günstiger Treffpunkt. Der erste Eindruck des dem Hauptbau vorgelagerten Verkaufs- und Werkstatttraktes wird durch die unverwechselbaren Wandfriese bestimmt. Der Bau, 1975 vollendet, ist in der für die 70er Jahre typischen Sichtbetonweise ausgeführt. Die ganzflächig verglaste Schaufensterfront bietet über die Verkaufsvitrinen hinweg einen vollen Einblick in den Verkaufsraum. Neben den Schmuckauslagen und Kleinsymbolen treten so auch die ausgestellten Groß- und Sakralobjekte aus eigener Werkstatt ins Blickfeld. Durch die Büro- und Verwaltungsräume gelangt man in den zentralen Werkstattraum, dem das allgemeine Interesse galt. Durch Lichtkuppeln als Oberlicht bekommt der Raum eine helle und freundliche Atmosphäre.
Der große Werktisch bietet Arbeitsplätze für 12 Gold- und Silberschmiede und deren Auszubildende.



Ein Teil des Raumes ist Entwurfsbereich zur Vorbereitung zur Vorbereitung und Ausarbeitung der Kundenwünsche. Dem zentralen Werkstattraum gliedern sich die speziellen Arbeitsräume an.
Die Silberschmiede weckte das besondere Interesse der Gildemitglieder, denn die beispielhafte Pflege und Ordnung der Silberschmiedewerkzeuge wurde allgemein gelobt. Sie zeugt von der Liebe zum handwerklichen Arbeiten, wie Aufziehen, Treiben, Ziselieren und Montieren von Gefäßen und Objekten mit Hammer und Eisen. Hier kam es zu interessanten Fachgesprächen, die gerade mit dem Berufsbild des Silberschmieds und seinen aktuellen Problemen zusammenhängen.
Ein Raum bietet Platz für die Esse und Schweißanlage, für Löt-, Schmelz- und Gießarbeiten. Hier werden auch große Teile bearbeitet und zum Treiben und Ziselieren eingekittet.
Die Schleif- und Polierarbeiten haben ihren Bereich und jeder Goldschmied hat sein eigenes Polierzeug.



Die Galvanik in eigenen Räumen ist ein besonders sensibler Bereich und die großen Bäder bedürfen laufender Wartung. Ein spezielles Filtersystem hält die Bäder konstant und umweltfreundlich. Große Bäder im Handwerksbereich sind kostenaufwendig, aber notwendig, um größere Objekte veredeln zu können. Das wurde von den Gildemitgliedern besonders registriert, denn sie sind nur noch selten in dieser Dimension und Qualität anzutreffen.
Ohne einen Sozialraum für Pausen wäre die Besichtigung nicht vollständig und gastfreundlich gewesen. So konnte sich jeder zum Abschluß noch Kaffee oder andere Getränke und etwas Eßbares zur Stärkung genehmigen.