St. Eligiustage 1999, Duisburg

1999 Eligiustage Duisburg

Gedächtnisprotokoll über die Eligiustage Bei herrlichem Wetter trafen sich am
Samstag, dem 27. März 1999
Freunde und Mitglieder der Goldschmiedegilde des hl. Eligius in Duisburg.
Zu Fuß ging es vom Hotel zum naheliegenden alten Binnen-Hafen.
Claus Pohl aus Duisburg als Ausrichter der Eligiustage 1999 stellte den Spaziergängern die alten Speicher vor, die nun in Kürze ein Museum für moderne Gegenwartskunst beheimaten werden. Neben dem notwendigen Mäzenatentum stadtverbundener Bürger hilft auch das Land NRW mit mehr als 20 Millionen den Duisburgern zum Entstehen einer attraktiven Kunstmeile.

Ein Besuch im Kultur- und Stadthistorischen Museum Duisburg mit den vielfältigen Ausstellungen schloß sich an. Bemerkenswert war die derzeit umfangreiche und sehenswerte Ausstellung „Silber, Glanz und Reichtum Indianischen Schmucks“, die noch bis zum 16.5.1999 zu sehen ist – ethnischer Silber-Schmuck als Ausdrucksmittel, Hirachiesymbole und Schmuck von besonderer Bedeutung für Mapuche-Frauen. Die Interpretation und die Umsetzung waren besonders für uns Goldschmiede interessant.

Wohl seinem bedeutendsten Bürger auf dem Gebiet der Atlanten und Globen „Merkator“ widmete das Stadtmuseum eine besondere ständige Ausstellung.

Genau um 12 Uhr besuchten wir das Karmeliten Kloster. Die Kirche war die alte katholische Hauptkirche „Liebfrauen“ und – wie fast alle Kirchen Duisburgs – im Kriege durch Bomben zerstört und nach dem Krieg wieder aufgebaut. Ein schmiedeeisernes Gitter in der Art eines Lettners trennte den Kirchenraum räumlich von der Apsis. Eine Kirche kann viele interessante Kunstschätze beherbergen. Primär ist sie jedoch ein Haus Gottes. In der Geborgenheit des Gottehauses sprach Claus Pohl mit uns allen ein Gebet.

Der Besuch der Duisburger Stadtkirche „Salvator“ mit der Führung durch Claus Pohl zeigte der Gruppe, daß ein praktizierender katholischer Goldschmied durchaus auch für eine evangelische Kirchengemeinde tätig sein kann mit Arbeiten, die eigentlich nicht zum Berufsbild des Gold- und Silberschmieds gehören.
Claus Pohl hat für diese Kirche zehn Glasfenster gestaltet, die durch ihre dezenten stimmungsvollen Farben den Hauptmotiven Priorität verleihen. Eine bedeutende Aufgabe, der sich Kollege Pohl mit nachhaltigem Erfolg gewidmet hat.

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Ein wenig stolz ist er auf den „Lichterglobus“ als Votiv-Leuchter, der für evangelische Kirchen ungewöhnlich ist.
Ein schönes bronzenes Taufbecken von Hans Jakob Heppekausen aus Köln konnten wir noch sehen ebenso vier Bronzegriff:



Bronzegriff von Claus Pohl an der Südkapelle: Abendmal in Emmaus

Bronzegriff von Claus Pohl an der Südkapelle: Jona aus dem Fisch




Jonas aus dem Fisch, die Kundschafter kehren zurück, Abendmahl in Emmaus und die Predigt des Petrus zur Taufe von Claus Pohl.

Weiter ging es per pedes durch einen Teil der Fußgängerzone der Innenstadt und durch einen reizvollen Galeriekomplex, im dem Seriengüsse asiatischer Bronzen ein dekoratives Element bildeten. Natürlich entstand die Frage, warum vom Bauträger keine heimischen Künstler für die Gestaltung aufgefordert wurden. Wahrscheinlich haben sich die Künstler der Region nicht angeboten und ihr Werben mit Nachdruck verfolgt.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen im alten urigen Brauhaus Webster fuhren wir nach Krefeld zur Pax-Christi-Gemeinde, um Pfarrer Maßen und seine Kirche und das Inventarium kennenzulernen.



Die Idee von Pfarrer Maßen, nach der Erstellung der Pax-Christi-Kirche neue Wege in Bezug der Inneneinrichtung mit seiner Gemeinde zu beschreiten, ist sensationell. Begeisterung und Verständnis, Ablehnung und Unverständnis liegen im Anfang der Besichtigung dicht beieinander. Pfarrer Maßen machte uns mit einigen Werken der zeitgenössischen Kunst bekannt, so das Nagelboot von Üeker, oder das von Felix Droese 1981 geschaffene Mutter/Hungertuch, wie auch das von einer Künstlerin gestaltete Erinnerungsobjekt in einer auf dem Boden liegenden Glasvitrine mit 72 verschiedenen Christusportraits, von denen jeweils nur acht zu sehen sind und jährlich ausgetauscht werden – um nur drei Objekte zu nennen.

Beinahe über die gesamteBreite der flachen Wandnische neben dem Ausgang des Kirchenraumes erstrecktsich ein horizontaler Balken, an den ein großes, weißes Leinentuch genageltist. Das Tuch hängt wie ein weiter Vorhang von dem Holz herab. Darunter liegenauf dem Boden zwei weitere Balken, die den Nischenraum nahezu ganz besetzen undhier zugleich wie eine Schwelle erscheinen; eine Schwelle allerdings, die voreiner Überschreitung warnt, stechen doch zahlreiche Nägel spitz aus demhinteren Balken hervor. So wirken die Elemente widersprüch­lich: dasunversehrte Leinen, das in weiten, weichen Bogenfalten herabhängt, kontrastiertzu den groben, harten Balken, denen durch die Nägel etwas gefähr­lich Verletzendeseignet; überdies ist das Holz mit schwarzen Fingerabdrücken übersät, die Spureneiner vorangegangenen Handlung zeichnen. Das Holz wurde betastet, gepackt undgeschlagen. Noch auffälliger als dieBalken ist das davor lagernde Boot, das über und über durchbohrt ist von Nägeln,die den Innenraum unbetretbar machen; sicherlich wird in diesem Gefährt niemandmehr zu Wasser gehen. Auch dem Boot ist Geschichteeingeschrieben: Zahllose schwarze Spuren zeugen von Händen, die nach dem Randgegriffen haben. War das Boot einmal rettende Insel? Oder bedeutete es einmalLeiden und Verderben? Die hölzernen Elemente der Arbeit wirken wie Relikteeines vergangenen Geschehens, dessen man sich zu erinnern sucht. Das Boot liest sichunweigerlich als Symbol für die Schicksalsgemeinschaft auf Leben und Tod. Stehtdas Tuch hier also für das Segel und ist damit Zeichen der Hoffnung, oder hängtes vielleicht gar nicht unmittelbar mit dem Boot zusam­men? Man könnte es auchals Symbol des trennenden Vorhangs zwischen Dies­seits und Jenseits betrachtenoder einfach wie ein bildloses Bild. In jedem Falle kontrastiert die Helligkeitdes unberührten Weiß mit den dunklen Spuren der Aggression, welche unbestimmteErinnerungen an Leid und Not hervorrufen. Die Arbeit läßt sich jedochnicht als Illustration eines konkreten Geschehens verstehen, und dennoch werdenGedanken an Passion und Hoffnung erweckt. Balken und Nägel nämlich lassen sichin einem Kirchenraum wohl kaum ohne den Gedanken an Kreuz und Passionbetrachten. Allerdings zeigt sich die Passion hier nicht in Form eines Bildesdes stellvertretenden Leidens Christi, sondern bleibt namenlos. Es sind nichtdrei, sondern zahllose Nägel, die hier das Holz durchboh­ren, und es ist eineanonyme Masse von Händen, die die Spuren auf dem Holz hinterließ. Überdies sinddie einzelnen Teile der Arbeit nicht einfach Symbole für etwas, sondern inihrer dinglichen Faktizität tatsächlich und lebensgroß: Die Handab­drücke sind dieSpuren eines Greifens, die Nägel sind Nägel, die durch das Holz geschlagenwurden; auch das Boot könnte einmal für den tatsächlichen Gebrauch bestimmtgewesen sein. So gesehen lagert die Arbeit im Kirchenraum wie ein Handlungspotential,das einmal genutzt wurde und vielleicht einmal wieder ge­nutzt wird. In diesemSinne ist es auf andere Weise gegenwärtig als jedes gemalte Bild. Chichicastenango ist einWallfahrtsort in der Quiche-Region Guatemalas, der in den Annalen derWeltgeschichte zwar keine gesonderte Erwähnung findet, aber gerade deshalb fürnamenlose Gewalt steht. In den 70er Jahren fanden dort Massaker statt, bei denen aufständische Landarbeiter, Laienkatecheten und Priester gleichermaßenermordet wurden. Karen van den Berg






Die Frage, ob diese Art der Darstellung in die uns allseits bekannten Andachtsbilder mit einzuordnen sind, bleibt offen, wobei zweifelsohne alle Objekte den Betrachter zum Nachdenken zwingen. Ob Pfarrer Maßen, wie er erklärte, in etwa 150 Jahren oben aus dem Himmel auf seine Kirche blickt und tausende von Menschen in seine Kirche strömen, ist sicher ein frommer Wunsch.

Die Zeit wird es zeigen. Nur der, der die Kirche besucht und die Möglichkeit findet, mit Pfarrer Maßen zu sprechen, findet Zugang zu den Objekten und den vielen anderen Aktivitäten (Kulturforum) der Gemeinde.

Am Abend trafen wir uns in der Duisburger-Hamborner Abteikirche. Der Abt Albert Thomas Dölken und Pater Dr. Ludger Horstkötter empfingen und begrüßten uns in der Klosterkirche. Claus Pohl überreichte dem Abt als Dank für den Empfang und die Führung ein vom ihm in Bronze gestaltetes Wappen mit dem Hamborner Löwen.
Pater Horstkötter machte uns mit den Kunstwerken in der Kirche bekannt. Die steinerne Platte des Zelebrationsaltars hatte in der Mitte eine mit Glas abgedeckte Vertiefung, in der sich ein Reliquienkasten mit den Reliquien u.a. auch des hl. Ludgerus befindet.
Herr Bertram aus Essen, der anwesend war, hat dieses Kleinod gestaltet und angefertigt. Zu den Sehenswürdigkeiten in der Kirche gehört auch ein farbig emaillierter Tabernakel mit Standkreuz, die nach dem Kriege vom Goldschmied Polders aus Kevelaer angefertigt wurden.
Beeindruckend war auch die Lösung von Claus Pohl, eine antike holzgeschnitze Annaselbtritt vor unliebsamen Besuchern zu schützen. Für die Figur gestaltete er eine verglaste Vitrine, deren Metallboden, Deckel und echtsilberne Rückwand mit geometrischen Motiven dekorativ ziseliert sind. Drei Leuchter nehmen die gleichen Motive auf und durch ihre verschiedenen Höhen assoziieren sie die unterschiedlichen Größen der drei Personen innerhalb der Skulptur.Pater Ludger verstand es auf seine theologisch humorvolle Art, weitere Gegenstände vorzustellen.

Danach trafen sich die Mitglieder der Gilde im Abteikeller, um sich bei rheinischem Sauerbraten für die anschließende Plenarsitzung zu stärken.Das Protokoll der Plenarsitzung erhalten Sie in der Anlage.

Auszug aus der Plenarsitzung:
Herr Fischer aus Ahlen brachte die von Herrn Thewis gefertigte Eligiusfigur mit.
Entschuldigt hatten sich Frau und Herr Vorfeld, Kevelaer, Herr Alof, Trier, Herr Bock, Herr und Frau Thewis, Herr Feldkamp.
Herr Wistuba prüfte den Kassenbericht und hatte keine Beanstandungen.

Nach dreijähriger Amtszeit als Münzmeister bat Kurator Bernd Cassau um die Wahl eines neuen Münzmeisters. Nachdem Herr Graffy das Amt aus Termin- und Familiengründen das Amt nicht annehmen konnte, wurde Herr Pohl, Duisburg, als Münzmeister einstimmig gewählt.

Seit einiger Zeit befassen wir uns mit der Erstellung einer eigenen Mappe. Herr Pohl hatte hierfür einige Vorschläge und auch einen endgültigen in Taschenformat hergestellten Musterpropekt.
Von Herrn Klinkhammer kam der Vorschlag, daß das Mitgliederverzeichnis auf einem losen Pergament in die Mappe eingelegt wird. Es wird eine druckreife Konzeption in der Zwischenzeit ausgearbeitet.
Herr Graffy wird hierfür noch ein Gegenangebot einholen. Das Eligius Komitee entscheidet über das endgültige Konzept.

Dank des Kurators an Herrn Pohl für die gut vorbereitete Tagung in Duisburg. Die Plenarsitzung endete um 23.50 Uhr.

Sonntag.
Das war der Tag, den der Herr gemacht hat. Wiederum fuhren wir zur Abteikirche nach Duisburg-Hamborn, wo Pater Ludger bereits auf uns wartete. Am Vorabend konnten wir die Abteikirche nur mit elektrischer Innenbeleuchtung betrachten. Jetzt in der Morgensonne zweigten sich die Fenster des Himmels in einer solch farbigen Intensität, die innen zu einer eigenen Sprache verhalf.
In der Sakristei erhielten wir Einblick in den reichhaltigen Fundus der kunstvoll gestalteten Gewänder für die Liturgie. Hier hatte man Gelegenheit, die kostbaren Gewänder bedeutender Hersteller aus der Nähe zu bewundern.
(In verschiedenen Plenarsitzungen haben wir darüber gesprochen, ob wir nicht die Gildemitgliedschaft auch den Paramentenherstellern anbieten. Vielleicht ergibt sich eine Möglichkeit für unser nächstes Treffen in Vallendar).

Durch den Kreuzgang fanden wir Zugang zu der Abtei-Schatzkammer. Die Präsentation der qualitätvollen liturgischen Pontifikalgewänder, teils antik, war beeindruckend. Von besonderem Interesse für uns Goldschmiede waren natürlich die antiken Sakralgeräte, die entsprechend der Tagesliturgie noch heute Verwendung beim Gottesdienst finden.
Wir hätten Pater Ludger noch länger zuhören können, jedoch die Glocken der Abteikirche St. Johann läuteten bereits zur Palmweihe und zum Hochamt, bei dem die Mitglieder der Eligiusgilde zum Introitus besonders begrüßt wurden.
Während der Messe stand als sichtbares Zeichen der Gilde die von Herrn Gerhard Thewis aus Aachen in echtem Silber gestaltete Eligiusfigur im Altarraum.

Das anschließende Mittagessen nahmen wir in Duisburg-Ruhrort in einer typischen Hafenschänke ein, die durch eine Fernsehserie mit „Schimanski“ (Götz George) bekannt wurde.

Ein Schiff lag im Hafen vor Anker, nahm uns auf und wir schipperten durch den größten Binnenhafen Europas. Das Schiff „St. Nikolaus“ ist das Kapellenschiff der katholischen Kirche für die Betreuung der Seeleute. Hier wird die hl. Messe gefeiert, hier werden die Sakramente gespendet, hier trifft sich man sich zum persönlichen Gespräch mit dem Generalpräses des St. Nikolaus Schifferverbandes, Herr Pastor Werner Paquet, der die Sprache der Schiffer beherrscht. Er stellte uns sein Schiff vor und machte uns mit seinen seelsorgerischen Aufgaben bekannt. Eine Kaffeestunde mit Gebäck sorgte für lockere aber auch für vertiefende Gespräche. Claus Pohl bedankte sich beim Kapitän und auch bei Pastor Paquet, dem er einige Medaillen für zukünftige Täuflinge überreichte.

Wieder an Land, war der Zeitpunkt des Abschieds gekommen. Der Kurator Bernd Cassau, Paderborn, bedankte sich bei allen Teilnehmern der Eligiusgilde und schloß mit dem Wunsch auf ein gesundes Wiedersehen im nächsten Jahr in Vallendar.

Die Erstellung des umfangreichen Protokolls war mir nur möglich durch die gute kooperative Zusammenarbeit mit unserem Kurator Bernd Cassau und dem neuen Münzmeister der Gilde, Claus Pohl.Werner Fischer, Ahlen, Wienkampstr. 13.

Kurator Bernd Cassau teilt weiter mit:Wenn Sie Kollegen oder Freunde haben, die an dem Programm der Gilde interessiert sind, teilen Sie es mir bitte mit. Hinweise und Anregungen sind mir jederzeit willkommen.Ich wünsche Ihnen allen eine gute Zeit, vielleicht bis zum Wiedersehen in Paderborn zur großen Ausstellung „Kunst und Kultur der Karolingerzeit“. Mit freundlichen Grüßen Bernd Cassau, Kurator

St. Eligius Komitee
Kurator: Bernd Cassau, Paderborn,
Kurator bene meritus Werner Fischer, Ahlen,
Münzmeister Claus Pohl, Duisburg,
Hans Alof, Trier,
Hans Klinkhammer, Münster,
Gerhard Thewis, Aachen.