St. Eligiustage 1992, Fulda

Brief an die Presse




Sehr geehrte Redaktion!


Am 9.und 10.Mai 1992 findet die Eligiustage in Fulda statt.



Die Goldchmiedegilde des hl. Eligius geht seit vielen Jahren einen eigenen Weg und wir würden und freuen, wenn sie mit uns gemeinsam diesen Weg gehen. Dies, verbunden mit der Botschaft, daß die Mitglieder und Freunde der Goldschmiede-Gilde des Hl. Eligius, bereit sind, sich den Aufgaben im Bereich der kirchlichen Kunst, speziell Entwurf und Anfertigung von kirchlichem Gerät zu stellen.





Nicht nur die Neugestaltung von kirchlichem Gerät sondern auch die Aufgabe, Sakralgerät für den liturgischen Gebrauch zu erhalten, zu restaurieren und zu konservieren. Dabei eingeschlossen sind die Gold- und Silberschmiedearbeiten, die in den Schatzkammern und Museen präsentiert werden und Zeugnis ablegen von Generationen von Gold- und Silberschmieden, die sich in ihrer Zeit den Aufgaben der Kirche gestellt haben, würdiges Gerät zum Lob des Herrn zu entwickeln und auszuführen.


Wir würden und freuen, wenn Sie an den Eligiustagen in Fulda teilnehmen und darüber berichten würden. Wenn Ihnen das nicht möglich ist, senden wir Ihnen gerne entsprechende Fotos und Berichte zu. Äußern Sie bitte Ihre Wünsche.




Mit freundlichen Grüßen und vielleicht einem Wiedersehen in Fulda mit der Goldschmiedegilde des hl. Eligius




Werner Fischer


Kurator





14.30 Uhr Das Dommuseum zu Fulda







Die Domschatzkammer setzt Prioritäten mit den barocken Ornaten im Bereich textiler, kirchlichen Gewänder. Die Oranier, die so manches aus Fulda mitgenommen haben, waren wahrscheinlich an diesen Dingen nicht interessiert.

Was uns Goldschmiede aber im besonderen interessierte, war der Abtstab aus Elfenbein aus dem 12. Jh. und der barocke, silberne, teilweise vergoldete Bonifatius-Altar mit dem mitrabekrönten Haupt des hl. Bonifatius und den plastischen Silberfiguren Bonifatius, Benedikt und St. Anna aus dem 18. Jh. Ein Kleinod ist die Schleifras-Montranz aus Augsburg.




Die Führung in der Domkammer übernahm freundlicherweise Dombaumeister Dr. Preusler.





16 Uhr Besichtigung der Propsteikirche St. Peter auf dem Petersberg, Fulda.
Es ist schon eine Tradition der Eligiustage, daß die Besonderheiten einer Stadt wie Baudenkmäler, Kirchen und Kirchenschätze besichtigt werden, wo jeweils die Eligiustage stattfinden. So in Fulda, die sich auf dem Petersberg befindliche Kirche.

In der Kryta befinden sich die ältesten erhaltenen Fresken auf deutschem Boden. Die sterblichen Hüllen – Reliquien – der hl. Lioba ruhen in einem Steinsarg, der mit einem neuen Deckel versehen ist. Diese neue Abdeckung wurde von der bekannten Goldschmiedin, der Benediktinerin Lioba Munz gestaltet.

Wie viele alte Kirchen mußte auch diese Kirche eine Barockisierung über sich ergehen lassen. Aber erfreulicherweise wurden alte behauene Steine aus der romanischen Zeit an entsprechenden Stellen neu eingefügt, z.B. dient ein Stein heute als Ambo.

Nach der Besichtigung erfreute uns Goldschmiedemeister Helmut Schultheis, der auch als Organist tätig ist, mit einem stimmungsvollen Orgelkonzert.





19.30 Uhr Dompfarrzentrum Fulda – Meditation – Pfarrer Abel, St. Andreas.


Thema: Ihr werde empfangen das Reich der Herrlichkeit und die Krone der Schönheit"

Der stellvertr. Kurator, Michael Amberg, Würzburg, hatte Pfarrer Abel eingeladen und gebeten, eine abendliche Meditation zu gestalten. Pfarrer Abel übertraf alle Erwartungen durch faszinierende Wort- und Satzschöpfungen. Seine Interpretation püber die Schönheit Gottes und den Abglanz der Schönheit in der Kunst waren so beeindruckend, daß sie bei allen, die dem Vortrag lauschten, einen nachhaltigen Eindruck hinterließ.

Es besteht die Möglichkeit, den Vortrag, der auf Tonband aufgenommen wurde, bei Pfarrer Winfried Abel, Andreasberg 5 in Fulda zu erwerben.





Generalversammlung der Goldschmiedgilde des hl. Eligius am 9. Mai 1992 um 20 Uhr ebenfalls im Pfarrzentrum Fulda.





Tagesordnung


Begrüßung durch den Ausrichter der Eligiustage 1992: H. W. Hess, Fulda

Der Saal war der Bedeutung des Abends entsprechend mit einer Skulptur des hl. Eligius (Besitzer Hess) und einem Reliquiar mit einer Reliquie des hl. Eligius (Besitzer Amberg) geschmückt.

Sitzungsleitung: Kurator Werner Fischer, Ahlen


1. Dank an den Ausrichter der Eligiustage 1991, Bernd Cassau, Paderborn, mit einem Buchgeschenk



1.1. Entschuldigung der Nichtteilnehmer, die Komiteemitglieder Hans Alof, Trier, Hans Klinkhammer, Münster, Paul van Ooyen, Kevelaer



2. Fragen und Änderungen, Genehmigung der Tagesordnung




3. Goldschmiedgilde des hl. Eligius ein eingetragener Verein?




4. Darlehnskasse Paderborn e.G




4.1. Beschluß: Volksbank Paderborn, da die Bistumskasse aus satzungsgemäßen Gründen ablehnte, da nur eingetragene Vereine die Mitgliedschaft erhalten können.

Eine Umwandlung des jetzigen Zustandes der Gilde zu einem eingetragene Verein wurde zum jetzigen Zeitpunkt abgelehnt.




5. Finanzen und Kassenbericht: Die Finanzen sind geordnet, die Gilde hat keine Schulden. Das Jahr 1991 wurde als Rumpfjahr abgerechnet. Ab 1.1.1992 wird das Kalenderjahr auch das Geschäftsjahr sein. Der Jahresbeitrag beträgt für die Mitglieder DM 60,–




5.1. Prüfungsbericht: Johannes Wistuba, Münster




6. Wahl von neuen Helfern zur Prüfung der Finanzen oder Wiederwahl: Johannes Wistuba, Münster, wurde als 2. Münzmeister durch die Versammlung bestätigt.




7. Ausstellung: Sakrale Gold- und Silberschmiedekunst „ Zum Lob seiner Herrlichkeit". Dank allen Ausstellern, die es ermöglicht haben, eine solch beeindruckende Ausstellung zeitgenössischer Gold- und Silberschmiede-Kunst zu ermöglichen. Werner Fischer bat aber um Verständnis, daß dieses Engagement der Gildemitglieder nicht alljährlich strapaziert werden kann. Das betrifft auch eine eventuelle Ausstellung auf dem Katholikentag, über den es nachzudenken gilt.




8. Katholischer Kirchentag Dresden 1994: Dieser Tagesordnungspunkt wurde sehr heftig diskutiert, wobei die Erfahrung der Gildeteilnehmer 1990 in Berlin mit einflossen.




8.1. Wettbewerbsthema




9. Einladung zum internationalen Eligius-Treffen mit Freunden aus Italien, Frankreich, Belgien, Niederlande und Deutschland in Kevelaer am 14. und 15. Juni 1992




10. Eigene Öffentlichkeitsarbeit im Sinne der Goldschmiedegilde des hl. Eligius




11. Nächster Eligiustag 1993: z.B. Plön?




12. Verschiedenes, Kollekte: Während unseres festlichen Gottesdienstes findet eine Kollekte statt. Das Gildemitglied Claus Pohl, Duisburg, machte den Vorschlag, den Ertrag der Kollekte für einen guten Zweck zu verwenden. Dieser Vorschlag wurde bestätigt und soll in Zukunft in der Begleitschrift zum Gottesdienst vor oder während der Gottesdienstes verkündet werden.


Herr Hess, Fulda, möchte über die Gilde eine Dokumentation erstellen. Werner Fischer bat ihn, mit der Erstellung dieser Chronik zu beginnen.

Herr Frauenberger aus Bad Mergentheim sprach dem Kurator und den Mitgliedern des Eligius-Komitees seine Anerkennung aus und überreichte mit launigen Worten an die Damen und Herren des Eligius-Komitees ein Porzellan-Väschen und einen edlen Tropen Wein aus Bad Mergentheim.

Besonderer Dank gilt Frau Fides Amberg und dem stellv. Kurator Michael Amberg für die Erstellung der bebilderten Gebets- und Gesangstextvorlagen für den Festgottesdienst in der St. Michaelskirche in Fulda. Es wurden ca. 45 Exemplare in mühevoller Handarbeit erstellt.

Nicht nur die Arbeit bedarf der besonderen Würdigung, sondern auch die Konzeption der farbigen Bildbeiträge über den hl. Eligius und die Schätze der Fuldarer Domschatzkammer.




Da das Verständnis und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gildemitglieder untereinander sehr groß ist, möchte man es nach außen hin durch ein sichtbares Zeichen dokumentieren.

Der erarbeitete Vorschlag von Gerhard Thewis und des Eligius-Komitees wurde einstimmig angenommen, eine Eligius-Figur zu entwerfen und zu gestalten ähnlich der in Süddeutschland noch heute gebräuchlichen Zunftstangen.

Eine Miniatur dieser Skulptur könnte von jedem Mitglied als Nadel oder als Anhänger getragen werden. Entwürfe hierfür, Zeichnungen oder Modelle sollen zum Eligiustag 1993 mitgebracht und gezeigt werden, wo dann die Entscheidung getroffen wird.

Die Skulptur des hl. Eligius soll alle öffentlichen Aktivitäten der Gilde im In- und Ausland begleiten.

Zum Schluß bedankte sich der Kurator für alle Diskussionsbeiträge, für die rege Teilnahme, für vielen guten Vorschläge, auch im Namen des Eligius-Komitees und er versprach, dieselben, soweit möglich umzusetzen.





Sonntag, 10. Mai 1992




Gemeinschaftliche Messfeier der Goldschmiedegilde des hl. Eligius





Ein besonderer Höhepunkt der Eligiustage in Fulda war am Sonntagmorgen die hl. Messe in der Michaelskirche zu Fulda, der zweitältesten Kirche Deutschlands von 822. Der Kirchenbau ist der Grabeskirche in Jerusalem nachempfunden.





Schon die architektonische Gestaltung der Rundkirche, auf einer Säule ruhend, kam symbolisch dem spirituellen Wollen der Eligiusgemeinschaft nahe.




Auf dem Altar standen einige liturgische Geräte, die der Ausstellung in der Städtischen Sparkasse und Landesleihbank „Zum Lob seiner Herrlichkeit" für die Zeit des Gottedienstes entnommen waren.




Der Zelebrant, Monsignore Karl-Stephan Fischer, Fulda, ging in seiner Predigt besonders auf die Berufung jedes Menschen auf sein Tun und Handeln ein, insbesondere auf die Gold- und Silberschmiede.



Die 1. Epistel wurde von Hans Willi Hess, Fulda, vorgetragen.

Die 2. Epistel von Michael Amberg.





Die nachfolgenden Fürbitten sprach Werner Fischer:



1) Schütze unsere hl. Kirche vor den Angriffen von innen und außen und laß uns als Christen mehr zusammenstehen in Treue zu unserem hl. Vater, den Bischöfen und Priestern.




2) Laß die Veränderungen im Osten zu einer Neubesinnung auf die Fundamente unseres Glaubens werden, damit alle Menschen guten Willens zusammenarbeiten zum Aufbau eines christlichen Europas.




3) Laß die Ehrfurcht vor dem Leben wachsen, damit wir die Schöpfung in allen Teilen als Abbild des dreieinigen Gottes wieder neu sehen und begreifen lernen.




4) Bei allem sozialen Einsatz die ebenso wichtige Aufgabe der Anbetung Gottes in unserer Arbeiten in schöpferischer Kraft zum Ausdruck kommt, damit die festlich gestaltete Liturgie die Menschen zu Gott emporträgt und den Mutlosen neue Hoffnung, den Trauernden Trost und den Verirrten Orientierung gebe.




5) Das sich wieder junge Kolleginnen und Kollegen von Gott berufen und von der Kirche ermutigt wissen, ihre Talente zum Lob seiner Herrlichkeit einzusetzen.




6) Für die Mitglieder der Goldschmiedegilde des hl. Eligius, die uns auf dem Weg zum himmlischen Jerusalem bereits vorausgegangen sind, daß Gott sie in seine Herrlichkeit hineinnehme zur Teilhabe an seiner Herrlichkeit.



Vor der Opferung wurden Raphael Fischer, Ahlen, und Joachim Otto Kaiser, Erfurt in die Goldschmiedegilde des hl. Eligius nach dem Verlesen der Regeln aufgenommen.




Die Michaelskirche in Fulda verfügt über eine hervorragende Akustik.




Der Knabenchor des Gymnasiums Marianum, Fulda, gab der Meßfeier ein besonders stimmungsvolles Gepräge.




Diese für die Eligiusgilde sehr nachhaltige Meßfeier stützte sich vor allem auf die Gebets- und Gesangstexte, die liebenswürdigerweise vom Ehepaar Amberg aus Würzburg erstellt wurden.

Einige Teilnehmer der hl. Messe brachten es auf den Punkt, schon die Gestaltung und das Mitfeiern der hl. Messe lohnen, zu den Eligiustagen zu kommen.





11.15 – 11.30 Uhr. Eine Stadtbesichtigung von Fulda schloß sich an,

wobei die neu restaurierten Innenräume des Stadtschlosses Fulda einen besonderen Eindruck hinterließen. (Pro Person DM 4,50)





Mit dem Wunsch, sich am nächsten Eligiustag wieder zu treffen, verabschiedete man sich und fuhr in die verschiedenen Himmelsrichtungen nach Hause mit dem Gefühl, daß solche Tage des Zusammenfindens und der Begegnung notwendig sind für Körper, Geist und Seele. (W.Fischer)