St. Eligiustage 1997, Marienthal


1997 Eligiustage Marienthal 13. und 14. September

Das Kloster Marienthal war eine Gründung der Augustinereremiten aus dem 14. Jahrhundert. Im Jahr 1806 wurde es durch die Säkularisation aufgelöst und bis auf die Kirche, den Kreuzgang mit einigen Zellen und das Pfarrhaus abgerissen. Seit 1986 ist im Pfarrhaus wieder ein Karmeliterkloster.
Durch das Wirken von Augustinus Winkelmann, der von 1925 bis 1954 Pfarrer in Marienthal war, hat der Ort seine heutige Bedeutung erlangt. Er zog junge noch unbekannte Künstler, die heute einen bekannten Namen haben, nach Marienthal. Ihre Werke in der Kirche, im Kreuzgang und vor allem auch auf dem Friedhof sind die Wanderung nach Marienthal wert. (Information aus dem Internet 2008 WF)

Auf Empfehlung des Eligius-Komiteemitglieds Claus Pohl, Duisburg, war Marienthal bei Wesel ein guter Ort für die Eligiustage 1997.
Das Eligius-Gilde-Mitglied Uwe Volkhard Bläse hatte von sich aus eigene Gedankengänge für dieses Treffen entwickelt, wofür alle Teilnehmer dankbar waren. Daraus ergab sich, die Ziele der Gilde zu manifestieren.

In Abstimmung mit dem Impulsgeber und Mitbegründer der Eligiusgilde, dem 1. Kurator Werner Fischer, Ahlen, habe ich den nachfolgenden Text mit einfließen lassen.

Zunächst scheint es geraten, den Originaltext der Aufnahme-Urkunde von der Goldschmiede-Gilde des hl. Eligius an den Anfang zu setzen.


" Den hl. Eligius zu verehren, das Andenken an ihn als Patron der Gold- und Silberschmiede zu bewahren und zu vertiefen, die Bedeutung dieses Heiligen zu würdigen und seine Tugenden Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, Aufrichtigkeit und Großmut als Leitbild walten zu lassen. Die Tradition der Eligius-Verehrung zu pflegen.
Schrift- und Bildgut, die das Leben und Wirken des hl. Eligius dokumentieren, zu verbreiten.
Die berufliche Kollegialität nach dem Vorbild des hl. Eligius zu wahren und zu pflegen.
Sich der Verantwortung des christlichen Auftrags eines Goldschmiedes bewußt zu sein."



Aus der beruflichen Erfahrung und seinem Wissenentwickelt sich eine Qualität, die es ihm ermöglicht , mit anderen Fachleuten wie Theologen, Architekten, Kunsthistorikern u.a. das Gespräch zu suchen und zu entwickeln.


Konkret: Einen Kelch für die eucharistische Feier zu gestalten, bedeutet, die Funktion, die Idee auch im Sinne einer Skulptur zu beachten.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir bei der Neuentwicklung und Restaurierung von sakralem Gerät für den kirchlichen Gebrauch eingebunden werden möchten bei allen verantwortlichen Entscheidungsträgern. Leider stellen wir fest, dass viele Kollegen und Kolleginnen, die sich ernsthaft dieser Aufgabe widmen, von der Umwelt (Verantwortliche) allein gelassen werden.

Wir brauchen die Gemeinschaft zum Gedankenaustausch, zur Kritik, zur Fortbildung und zur gegenseitigen Stärkung. Darum brauchen wir ein Forum, das uns in der Öffentlichkeit mit unseren geschaffenen Werken bekannt macht.

Die Goldschmiede-Gilde St. Eligius in ihrer ökumenischen Offenheit sieht ihre Aufgabe darin, in diesem Sinne für ihre Mitglieder einzustehen.
Dieser Text ist für unsere Gilde so bedeutungsvoll, daß ich Sie alle in die Letztentscheidung des Textes mit einbinden möchte, bevor wir ihn der Öffentlichkeit verkünden.
Falls Sie Änderungen wünschen, bitte ich Sie um Nachricht bis zum Eligiustag, dem 1. Dezember 1997.

In der Anlage erhalten Sie das Gedächtnisprotokoll über unsere Begegnung in Marienthal. Persönlich möchte ich Ihnen schon jetzt ein frohes Weihnachtsfest und ein gesegnetes Neues Jahr wünschen.

Mit freundliche Grüßen

Ihr Kurator

Bernd Cassau




Sehr geehrte Mitglieder und Freunde der Goldschmiede-Gilde des hl. Eligius.

Die Mitglieder und Freunde trafen sich bei herrlichem Sonnenschein am Samstagnachmittag in Marienthal am Niederrhein. Viele Mitglieder waren gekommen, um an dieser wichtigen Tagung teilzunehmen.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen hieß ich alle Teilnehmer herzlich willkommen und bedankte mich für das doch sehr zahlreiche Kommen. Herr Fischer aus Ahlen brachte die Eligius-Figur in Silber von Herrn Thewis mit und stellte diese zusammen mit einer Kerze auf.
Verschiedene Tagespunkte standen zur Diskussion an, die wir dann planmäßig gemeinsam besprochen haben. Es entwickelte sich eine sehr interessante Diskussion und ich möchte Ihnen nachstehend die Tagungspunkte mitteilen und würde mich freuen, Ihre Zustimmung oder auch neue Impulse für die Eligiusgilde aufnehmen zu dürfen.

1. Was wollen wir künftig in Richtung Bereicherung der Gilde tun?
Aufgrund dieser Fragestellung ergab sich, richtungsweisend für uns alle von Herrn Bläse, die Frage:
Was ist überhaupt die Eligiusgilde und warum ist jeder einzelne von uns in dieser Gilde Mitglied?
Wir beschlossen gemeinsam, daß jeder im Kreis jetzt seine Einstellung zur Gilde kundtut. Bei der Antwort auf die gestellte Frage ergaben sich viele Gemeinsamkeiten, aber erkennen könnte man auch, daß sich auch Unterschiede ergaben.

2. Nahtlos konnten wir den Tagespunkt zwei – wohin geht die Reise, Ziele und Etappen – besprechen. Für die Eligiusgilde gibt es keine vergleichbare Vereinigung, die Künstler, Gold- und Silberschmiede im kirchlichen Bereich an einen Tisch setzt. In der heutigen Zeit hat es jeder von uns nicht einfach, das wurde von den Anwesenden in Marienthal laut besprochen.

Die Gründe liegen auf der Hand – Kirchenaustritte und die sinkende Anzahl von Gottesdienstbesuchern weisen auf diese Krise hin. Gerade deshalb appelliere ich an jedes Eligius-Mitglied, gemeinsam Wege zu entwickeln, die dazu führen, weiterhin kunstvolle Kirchenaufträge entgegennehmen zu können. Nicht nur der Klerus der Kirche ist unser Auftraggeber. Vergabe von Kirchenaufträgen ergeben sich durch die Vorsitzenden der Kunstkommissionen, durch Architekten und auch Museen sind oftmals an guter Mitarbeit mit den Gold- und Silberschmieden interessiert. Wir müssen uns bekannter machen.

3-4. Jahresplanung. Wer fährt mit uns mit?

In diesem Punkt der Tagung kamen wir zu dem Entschluß, daß die Freunde und Mitglieder der Gilde dem Kurator eine schriftliche Absage zusenden sollen, wenn sie zum Treffen nicht kommen können. Diese Namen sollen dann bei bei der Tagung vorgelesen werden.

Bei der Jahrestagung 1998 im Juni in Noyon wollen wir mit möglichst vielen Mitgliedern nach Noyon hinfahren.

Unser Jahrestreffen im Herbst 1998 am 12. und 13. September wird erstmalig in Kevelaer stattfinden . Der Ausrichter wird Herr Cürvers sein.

Desweiteren planen wir eine gemeinsame Fahrt nach Trier zur Ausstellung „Liturgisches Gerät" mit Besprechung der Ergebnisse. Pro und Contra.

Mein persönlicher, Vorschlag: Für 1999 eine Fahrt für Mitglieder und Freunde der Gilde nach Florenz, um gemeinsam eine Stadt der Kunst zu besuchen.

5. Wie können wir für die Gilde werben

a) Broschüre

b) Plakate


c) Ausstellungen
Zu diesem Punkt haben wir gemeinsam beschlossen, daß Herr Pohl aus Duisburg durch eine graphische Anstalt die Herstellungskosten für eine eigene Broschüre einholen wird. Jedes Eligiusmitglied sollte eine einseitige Biographie erstellen und ein Foto seiner Arbeiten dazulegen. Dies alles wird in einer Broschüre zusammengefaßt, die sich jeder dann kaufen kann. Ziel der Broschüre ist, daß, die Gold- und Silberschmiede des HL. Eligius besser bekannt wird und wir, in der heutigen, schweren Zeiten gemeinsam, im Team eine stärkere Aussage haben werden. Es wird sicherlich noch eine Weile dauern, bis alle Manusskripte und Fotos zusammenkommen. Zur gegebenen Zeit werde ich Ihnen den Drucktermin bekannt geben.

6. Bestandsaufnahme: Wer und womit ist in Deutschland noch mit sakralen Arbeiten befaßt.

Viele unserer Mitglieder arbeiten nur noch alleine, oder haben zum größten Teil das Geschäft auf Schmuck umgestellt. Im kirchlichen Sektor ist, wie viele unser Mitglieder in Marienthal bekanntgaben der Markt gesättigt. In der heutigen wirtschaftlich angespannten Lage fehlt den Auftraggebern auch das Geld. Daraus entsteht zwangsläufig die Tragik, dass sich die Jungen Leute nicht mehr wagen, den Beruf des Gold- und Silberschmiedes im kirchlichen Bereich zu erlernen.

Wie wir alle wissen, ist der Kreis der Mitglieder und Freunde unserer Gilde kleiner geworden. Einige sind verstorben, andere haben dafür altersbedingte oder auch finanzielle Gründe. Dies soll uns bewegen, uns alle noch näher zusammenkommen zu lassen. Die vielen guten Ideen, die jeder von uns nach Marienthal brachte, trugen auch dazu bei, daß wir uns näher kamen.

Ich freue mich, sagen zu dürfen, daß wir ein erlesener Kreis sind, die sich mit der Gestaltung der liturgischen und sakralen Geräte befassen und durch unsere gemeinsamen Aktivitäten es schaffen werden, noch bekannter zu werden. Begrüßen würde ich es, wenn jeder einzelne von uns, in seiner Stadt die Eligius-Gilde bekannter machen würde. Es wurde auch besprochen, daß wir neue Mitglieder für die Gilde gewinnen sollen, indem wir Werkstätten ansprechen, die auch kirchliches Gerät herstellen, aber noch nicht der Eligiuis-Gilde angehören.

Bei dieser Tagung in Marienthal waren 15 Mitglieder der Eligius-Gilde anwesend. Wir hatten eine sehr lebhafte Sitzung und es zeigte sich, daß nur durch eine aufbauende und fördernde Kritik etwas zu erreichen ist. Sicher ist es wohlwollender die negativen und positiven Dinge zu beleuchten, damit wir gemeinsam einen Weg erarbeiten, der uns richtungsweisend ins Jahr 2000 führt. Ich freue mich, daß Sie alle so zahlreich gekommen waren, und sehe durch unser gemeinsames Arrangement ein gutes Gelingen für die weiteren Ziele der Goldschmiedegilde des Hl. Eligius. Wir haben ein Vorbild, den Heiligen Eligius, unseren Schutzpatron, der Ansporn für uns alle sein sollte.

Unser Mitglied Herr Bläse aus Plön, der ein halbes Jahr als Entwicklungshelfer in Uganda tätig war, zeigte uns am Abend noch einen interessanten Lichbildervortrag über das Land Uganda und seine Arbeit.
Am nächsten Tag habe ich mich mit Herrn Bläse persönlich unterhalten und festgestellt, daß nicht nur Geld und Kleidung wichtig für seine Arbeit als Projektleiter in Uganda sind, sondern vielmehr die Erneuerung und Erschließung einer neuen Schmiede. Deshalb würde sich Herr Bläse sehr freuen, wenn Sie ihm Werkzeug und Material, wie Aufziehhölzer, Hämmer, Kunststoffe zum Treiben und Ausbeulen, zuschicken würden. Die Adresse lege ich Ihnen bei.

Mitteilen möchte ich Ihnen noch, dass Herr Feldkamp aus persönlichen Gründen als stellvertretender Kurator aus dem Amt ausschied.

Mit freundlichen Grüßen

Bernd Cassau Kurator