St. Eligiustage 2002, Köln

Eligustage 2002 Köln

von Werner Fischer, Wienkampstraße 13, 59227 Ahlen mit der Unterstützung der Familie Bertram, Essen

Der Dom zu Köln

Pünktlich um 10 Uhr trafen sich die Mitglieder der Eligiusgilde im Dom zu Köln und vertrauten sich dem Kunsthistoriker, Herrn Schmalstieg an, der es verstand, uns wegen der beschränkter Zeit einige wenige, aber doch sehr bedeutsame Kunstgegenstände im Kölner Dom vorzustellen und das sowohl mit ihrer künstlerischen, historischen und theologischen Aussage mit der Ergänzung, daß er bei Werken der Goldschmiedekunst noch weitere profunde Erläuterungen gab.

Wie die meisten großen gotischen Kathedralen haben auch beim Kölner Dom die farbigen Glasgemälde eine besondere Bedeutung. Das älteste Kunstwerk dieser Art ist das Bibelfenster in der Achskapelle, das bereits 1260 eingesetzt wurde. Wir widmeten uns aber besonders den Bayernfenstern, die uns eine Bildgeschichte erzählen und den Stand, den Stammbaum des Erzbischofs in Verbindung mit der Wurzel Jesse in farbigem Glas vorstellen. Um die Nackenmuskeln zu entspannen, richteten wir unsere Augen auf die Boden- Mosaiken im Ostchor u.a. mit den Namen der regierenden Kölner Erzbischöfen.

Die schweren Eisengitter wurden für uns Gold- und Silberschmiede geöffnet und, die Stufen erklimmend, standen wir im Ostchor direkt vor dem Dreikönigsschrein, geschaffen von Nikolaus von Verdun, eine Goldschmiedearbeit, ein Kulturgut von europäischem Rang, ein Weltkulturerbe. Er wird an anderer Stelle in diesem Bericht seine Würdigung erfahren.

Das Gerokreuz, eine Stiftung des Erzbischofs Gero (969-976)
An der Chornordseite erhebt sich mächtig der 1683 erbaute 8,90 Meter hohe barocke Kreuzaltar, dessen Vorbild unverkennbar in Rom zu suchen ist. Inmitten dieses wuchtigen Rahmens erscheint auf einem architektonisch geformten Hügel und von einem wuchtigen goldenen Strahlenkranz hinterfangen die monumentale Plastik des toten Christus am Kreuz. Ohne weiter zu urteilen über den Fond mit dem Strahlenkranz wenden wir uns der Gestalt und dem Ausdruck von Gesicht und Corpus zu. Die theologische Aussage vermittelt uns den Augenblick, wo Jesus Christus, der Sohn Gottes stirbt. Sein Gesicht ist aber nicht von Schmerz verzerrt, sondern friedlich ruhend, über den Tot hinausweisend. Ganz anders als bei dem Gabelkreuz in Maria im Kapitol, wo uns der leidene Christus, in seinen Schmerzen fast realistisch durch auflegen von Schnüren, um das Blutfließen dazustellen, betroffen machte. Der Betrachter spürt bei der Corpusdarstellung beim Gerokreuz das der Tot erst eintritt, als das Opfer vollbracht war. Das ist aus christlicher Sicht und aus dem christlichen Glauben der entscheidene Wendepunkt. Zuvor lebte die Menschheit unter dem strengen Gesetz, das Gott dem Moses auf Sinai gab, nun aber im Zeitalter der Gnade, das durch den Kreuzestod Christi eröffnet wurde. Das bedeutet auch die Abspaltung vom Judentum.

Das Altarbild, der Stadtpatrone Ursula und Gereon und die Anbetung der Könige, ein Triptichon von Stephan Lochner.
Schon im Mittelalter war die Kölner Malerschule sehr berühmt. Ihr bedeutendster Meister war der 1451 verstorbene Stephan Lochner. Es würde den Rahmen sprengen, um dieses Altarbild vorzustellen. Fahren Sie nach Köln und schauen es sich an. Schon dieses Bild allein rechtfertigt eine Reise nach Köln. Anzumerken ist, daß die Bild-Vorstellungs-Begleittexte und Kommentare z.B. u.a. berichten: "Die Begleiter der Könige füllen den ganzen Hintergrund des Bildes aus. Unter ihnen sind abenteuerliche Gestalten mit merkwürdigsten Kopfbedeckungen zu erkennen. Jeder Historiker weiß, daß diese abgebildeten Personen mit den "merkwürdigen Kopfbedeckungen" Juden waren. Die Juden waren nach dem Vierten Laterankonzil (1215) verpflichtet, einen Hut in Art einer umgestülpten Trichterform, fußlange Gewänder und sichtbar auf dem Gewand einen Ring als äußeres Zeichen ihrer Rasse und Religion zu tragen.

Besichtigung der Altstadt- Rathaus und Altermarkt-von Groß St. Martin-Schmitzsäule-Osterwalddenkmal-Heumarkt.

St. Maria im Kapitol ist ein von seiner Entstehung und seinen Stiftern ein "kaiserlicher" Bau. Bereits um das Jahr 690 richtete Plektrudis, Frau des merowingischen Majordomus Pippin von Heristal ein Ahn Karls des Großen, in den Resten des römisch Kapitoltempels eine Marienkirche. Die Kirche in ihrer heutigen Form ließ die Äbtissin Ida, eine Enkelin von Kaiser Otto, 1027 bauen. Die Dreikonchen-Anlage wurde nach dem Vorbild der Geburtskirche in Bethlehem 1027 eingeweiht. Aus diesem Jahr stammt noch eine Holztür, die mit den Bronzetüren von Hildesheim und Nowgorod vergleichbar ist.Von besonderer Bedeutung ist auch der Renaissance-Lettner, (1523-1525), das schon beschriebene Gabelkreuz und die Limburger Madonna mit dem Apfel.

Weil die Tür geschlossen war, konnten wir den "Güstrower Engel" von Barlach leider nicht in Augenschein nehmen.

Herr Bertram führte und dann zu St.Columba „Maria in Trümmern“ wo wir ein aus Edelmetallen gefertigten Tabernakel von Frau Prof. Treskow in Augenschein nahmen und würdigten.

Nach diesem Erlebnisvollen Tag eilten wir zum Maternushaus (Maternus, der erste namentlich erwähnte Bischof von Köln, 313). Dort erwartete uns Prof. Dr. Albert Gerhards mit seinem Referat "Sprache des Glaubens – Sprache der Zeit. Überlegungen zur Bildsprache liturgisch eingebundener Kunst unter besonderer Berücksichtigung der Goldschmiedekunst. In seinen Ausführungen muße er bekennen, daß die offizelle Kirche sich erst sehr spät, um nicht zu sagen, viel zu spät nach dem 2 Vatikanum dem Thema widmet. Erst vor 5 Jahren wurde ein Arbeitskreis gebildet, zu dem wir Goldschmiede bis heute nicht geladen sind.
Die Diskussion ergab: Man war der Ansicht, durch einem Wettbewerb, der für viele Goldschmiede keiner war, für die zukünftige Arbeit Leitlinien zu finden. Einige Theoretiker glauben sich in Gefallungs-Rastern zu finden und das Ergebnis uns, den Machern, zu empfehlen (zudiktieren). Jeder Gold- und Silberschmied hat seine eigene Botschaft, die er in Gestalt seiner Arbeit dem Herrgott widmet. Ob eine Arbeit gut oder schlecht ist, entscheidet der Meister. Ob sie "formal" gut ist entscheidet die Zeit. Ob sie gefällt, kann jeder für sich entscheiden, der Theologe und die Gläubigen, wie auch die Gemeinde. Wenn die Bildsprache in unseren Geräten in der sakralen Kunst vermittelbare Aussagen schaffen soll, werden wir uns von der profanen "Pöttkeskunst" im Sakralbereich lösen müssen.

Das bedeutet aber auch, daß in Zukunft nicht mehr Pfarrer mit ihrem Primizianten zum Sakristei-Tresor schreiten, um einen alten nicht mehr für den Liturgie gebrauchten Kelch als Primitz-Geschenk der Gemeinde für den Neu-Priester auszusuchen.

Viele Meinungen blieben unausgesprochen, viele Fragen konnten nicht beantwortet werden. Es war insgesamt wichtig und gut, sich mit dem Vortrag von Herrn Prof. Dr. Gerhards zu beschäftigen.Nehmen wir die Erkenntnis auf, daß wir Gold- und Silberschmiede uns in der Öffentlichkeit und besonders bei den Verantwortlichen im Sakralbereich stärker artikulieren müssen.

Am Sonntagmorgen trafen wir uns, die Gildemitglieder mit Ihren Angehörigen in der Kirche St. Ursula, deren Kopfreliquiar sich sichtbar unter dem Altar befindet, zu unserem wichtigsten Treffen zum Gottedienst. Aus der Sakristei mit dem Priester kommend konnte auch die von unserem Mitglied Gerhard Thewis aus Silber getriebene Eligiusdarstellung wieder mit auf der Altarempore die Brücke zur Gemeinde reflektieren.
Mit Prälat Ludwig Schöller, dem Künstlerpfarrer im Erzbistum Köln, wie er gern genannt wird, feierten wir die Mitglieder der Goldschmiedegilde des Hl. Eligius in Gemeinsamkeit den Gottesdienst unter dem Leitsatz: "BEDENKE; WAS DU TUST!"

Die Kirche St. Ursula, deren Ursprung auf das 4. Jahrhundert und das Martyrium der legendären heiligen Jungfrauen zurückgeht besitzt eine "Goldene Kammer" in der sich Schreine, Reliquiare und Reliquien befinden die uns an die Vergänglichkeit des Lebens erinnern, besonders weil hier ein Foto entstand, das einige Gildemitglieder bei Ihrem Besuch zeigt.

Nach der heiligen Messe besuchten wir die Kirche St. Andreas. In der Krypta befindet sich die Ruhestätte des Heiligen Dominikaners Albertus Magnus.

Der Besuch im Stadtmuseum, dem ehemaligen Zeughaus zeigte uns die Kölner Stadtentwicklung, das Leben der Menschen in dieser Stadt bis zur heutigen Zeit mit den Gegenständen die sie gebrauchten oder lieb und teuer waren. Die Stadtkultur, den Kölner Klüngel, Kultgeräte der verschiedenen Religionsgemeinschaften, Erinnerungen an Kaiser und Königen, Bischöfen und Gelehrte und Bürgerstolz, edles in Gold und Silber. Eine alte Goldschmiedewerkstatt mit den Werkzeugen.
Ein gemeinsames Mittagsessen ließen die Eligiustage in Köln ausklingen.

Unserem Kurator Bernd Cassau und dem Ehepaar Bertram, Inhaber der Firma Joh. Baptist Düster, Essen sei an dieser Stelle gedankt für den Besichtigungskurs, die vorbildliche Organisation, und wie sie uns die "Heiligtümer der Stadt Köln" gezeigt und vorgestellt haben.

Jahres-Treffen der Goldschmiedegilde des Hl. Eligius in Köln 2002

Besichtigung des Kölner Doms und der Schatzkammer
Die Mitglieder der Gilde kamen wie viele Touristen, Pilger und Kunstliebhaber in die Rheinmetropole, um auf den Spuren der Römer bis zur Neuzeit das zu entdecken, was einem wichtig oder auch wertvoll ist.
Ein dicker Pluspunkt der Gilde ist, daß die Spuren auf der angebotenen Kunst- und Erlebnisreise nicht nur, aber primär doch immer zu den Schätzen der Gold- und Silberschmiedekunst führen.
Der Kölner Dom mit der neu konzipierten Schatzkammer war ein Besuch wert würde ein Reiseberichterstatter schreiben.
Was aber können wir verkünden? Wir Gildemitglieder hatten das Glück, eine Sternstunde, durch die Vermittlung von Gold- und Silberschmiedemeister Bernhard Bertram, Essen, den Kölner Kollegen Silberschmiedemeister Peter Bolg als fachkundigen Führer und Begleiter durch die Schatzkammer zu bekommen, der u.a. den Dreikönigschrein in Köln, den Karls- und Marienschrein in Aachen restauriert hatte. Den Karlsschrein hat er in Gemeinsamkeit mit Goldschmiedemeister Gerhard Thewis, Aachen, und in den ersten zwei Jahren mit dem Aachener Gold- und Silberschmied Förster restauriert.

Uns wurden unbekannte Details der Restaurierung des Drei-König- Schreins von Nikolaus von Verdun vermittelt. Der Schrein wurde um einsiebtel wieder auf die die alte Länge verlängert. Der Grund der Verkürzung war u.a., daß der Schrein 1794 nach Bamberg ausgelagert wurde, damit er nicht in die Hände Napoleons fallen sollte. 1804 kam er um ein Joch kürzer wieder nach Köln zurück. Nach einem neueren Untersuchungsergebnis stellte man fest, daß auch eine Holz-Zersetzung des Schreins begonnen hatte. Nach diesen Erkenntnissen entschied das Domkapitel, daß ein neuer Eichenholzschrein auf die historische Länge wieder hergstellt wird, was bedeutete, daß fehlende Figuren ersetzt und erstellt werden mußten. Wenn die noch vorhandenen Figuren vollplastisch gegossen oder auf einem Holzmodel erstellt oder aus mehreren Teilen zusammengefügt worden wären, könnte man beim Betrachten immer noch seine Bewunderung ausdrücken. Aber als Peter Bolg uns versicherte, alle Figuren der Vorderseite seien aus Gold, die Seitenfiguren und die Rückseitenfiguren aus Silber vergoldet, aus einem zirka o,3 Millimeter (Nullkommadreimillimeter) starken Gold- oder Silberblech einer Tafel angefertigt, waren viele von uns nicht nur beeindruckt, sondern sprachlos.
Peter Bolg zeigte uns dann in seiner unkomplizierten Art anhand seiner mitgeführten Ledermappe, wie er die erforderlichen Figuren mit Herrn Zehgruber aus einer Platte hergestellt hat.Zunächst faltete er seine Tasche quer, um uns zu zeigen, wie die Nase, das Kinn und andere nach außen ragende Körperteile aus dem Blech heraus geformt wurden. Nach der gelungenen Duchführung dieser Arbeiten brachte er seine Mappe in die Normalstellung und faltete sie dann senkrecht, um die Gesichts- und Körperseiten zu formen.

Unser Kreis verstand die Ausführungen, viele konnten sie geistig umsetzen. Es gibt Seiten im Buch der Goldschmiedekunst, die ein höheres Können reflektieren, das nur von wenigen Goldschmieden erreicht werden kann.
Am 31. Dezember 2001 war Peter Bols, wie er uns mitteilte, aus dem Dienst des Domkapitels auf Grund seines Alters ausgeschieden.Das Domkapitel schenkte ihm als Anerkennung für seine Treue und außergewöhnliche Leistung eine Ausstellung in einem Raum der Domschatzkammer im Dom zu Köln. In diese Ausstellung führte uns Peter Bolg und zeigte uns einige Werke, die er angefertigt hat sowie auch einige eigene Schmuckkreationen. Unter den Arbeiten befand sich auch eine Rekonstruktion einer sehr wertvollen, ganz aus Gold gefertigten frühbarocken Prunkmonstranz, die damals nach dem Einbruch in die alte Domschatzkammer entwendet und eingeschmolzen worden war. Einige wenige Teile wurden aus dem "Untergrund" wieder aufgekauft. Nur eine Zeichnung der Vorderseite der Monstranz war noch vorhanden. Das Domkapitel faßte den Entschluß, Peter Bolg mit der Neuanfertigung zu beauftragen. In sieben Jahren – an jedem Donnerstag und Freitag – die anderen Tage war er am Karlsschrein in Aachen tätig, stellte er die Monstranz wieder her.

Ein Lob für Peter Bolg, dem es gelungen ist, ein Replik herzustellen, das wiederum eine museale Wertigkeit besitzt, die nach Beendigung der Ausstellung an den alten Platz der Domschatzkammer in Köln wieder präsentiert wird.

Wir haben Peter Bolg sehr zu danken, der mit seinem Können aber auch in seiner bescheidenen Art ein Vorbild für uns Gold- und Silberschmiede, gleich welchen Alters, ist.