St. Eligiustage 1989, Aachen

Besichtigung des Aachener Doms

Weit über 50 Personen, Kolleginnen und Kollegen aus dem gesamten Bundesgebiet waren zum Eligiustag 1989 in die alte Kaiserstadt Aachen gekommen.

Am Samstag, dem 25. Februar traf man sich vor dem Portal des Aachener Domes. Der Kurator der Goldschmiede-Gilde des hl. Eligius, Werner Fischer, Ahlen, begrüßte die vielen Teilnehmer und der Obermeister der Gold- und Silbberschmiede-Innung, Prosper Brüderlin, Aachen, entbot allen Anwesenden einen herzlichen Willkommensgruß.

Der Kollege Brüderlin hat sein Unternehmen (seine Goldschmiede) im Schatten des Domes und hatte anläßlich des Eligiustages eine sehenswerte Dekoration in seinen Schaufenstern präsentiert. Diese Dekoration hatte eine große Ausstrahlung nicht nur für die Aachener Bevölkerung, sondern auch für die angereisten Kolleginnen und Kollegen. Bravo dem Chef und seinen tüchtigen Mitarbeitern.

Das für diese Jahreszeit kühle Wetter veranlaßte uns, sofort in den Dom zu gehen, wo uns das Gildemitglied und Kollege Gerhard Thewis und Frau Dr. Herta Lepie in Empfang nahmen.

Der Chorraum wurde nach unserem Zutritt gesperrt und wir nahmen im alten, wertvollen Chorgestühl Platz.

Der Karlsschrein, vollendet 1215 in einer Aachener Goldschmiede, konnte nun in aller Ruhe und Muße betrachtete werden. Frau Dr. Lepie, die die Restaurierungsarbeiten des Karlsschreins über 7 Jahre wissenschaftlich begleitet hatte, ver989stand es, kulturhistorisch wie auch theologisch den Schrein mit seinen vielen Details vorzustellen. Sie übermittelte nicht nur trockenes Zahlenmaterial. Man spürte förmlich, wie Frau Dr. Lepie sich mit besonderer Liebe und wissenschaftlicher Akribie dieser Aufgabe gewidmet hatte. Auch ihre Interpretationen über die „Heiligkeit“ Karls des Großen interessierten alle Zuhörer.

Der Kollege Gerhard Thewis, Aachen, ergänzte die Ausführungen auch in Bezug auf die im Schrein befindlichen Edelsteine, deren Untersuchung er während der Restauration vorgenommen hatte. Auch erklärte er die Ausführung seiner Arbeiten im Zuge der Konservierung dieses einmaligen Schreins.

Bevor mit den Arbeiten begonnen wurde, hatte man eine Schadensdokumentation erstellt. Die Fotodokumentation in einem gewissen Raster ermöglichten dann 1:1 Zeichnungen, die dazu dienten, die inventarisierten Nägel des Karlschreins z.B. nach der Restaurierung und Behandlung wieder an den alten Stellen zu plazieren.

Die Erklärungen waren so interessant, daß die Zeit wie im Fluge verging. Wer mehr über Restaurierung und Konservierung erfahren möchte, kann ein Seminar im Ahlener Fortbildungszentrum der deutschen Juweliere, Gold- und Silberschmiede besuchen, wo Kollege Thewis als Dozent tätig ist. 

Nach dem Schrein stellte Frau Dr. Lepie die goldenene Kanzel König Heinrichs des II. – westdeutsch oder Fulda zwischen 1002 und 1014 – vor. Als dritte Rarität abendländischer Kunst erklärte Gerhard Thewis das goldene Antependium (Pala d´oro) im Dom vor dem Altartisch.

Im Namen aller Anwesenden bedankte sich Werner Fischer auf den Stufen zur Kanzel bei Frau Dr. Lepie und Gerhard Thewis für die Gestaltung eines erlebnisreichen Nachtmittages, der allen noch lange in guter Erinnerung bleiben wird. Spontaner Beifall der Mitglieder der Goldschmiede-Gilde des hl. Eligius im Dom zu Aachen drückten den herzlichen Dank an Frau Dr. Lepie und Gerhard Thewis aus.

Anmerkung: Der Chorraum wird beherrscht durch die erhöhte Aufstellung des Karlsschreins. Wer seinen Blick über den Karlsschrein zu den von Glasmaler Benner nach dem Kriege hergestellten Fenstern lenkt, dem bleibt nicht verborgen, daß auch der hl. Eligius in einem der Fenster dargestellt ist.

Generalversammlung am 25.2.1989 der Goldschmiede-Gilde des hl. Eligius.

Nach einem gemeinsamen Abendessen traf man sich im Ratskeller zu Aachen, um über die vergangenen und zukünftigen Aktivitäten der Gilde zu sprechen, zu diskutieren und falls notwendig, auch für die Zukunft Entscheidungen zu treffen.

Der Kurator der Gilde, Goldschmiedmeister Werner Fischer, Ahlen, eröffnete die Versammlung und begrüßte die Teilnehmer. Für das Jahrestreffen hatten sich nachfolgende Personen entschuldigt:

Der Bundesinnungmeister aus Östereich, Kommerzienrast, Magistrat Bruno Schiller, Wien, Frau Senta Bergmaier, Stuttgart, Goldschmiedemeister Hans Klinkhammer, Münster, Silberschmiedemeister Georg Haber, Regensburg, Uhrmachermeister und Goldschmied Jürgen Abeler, Wuppertal, Die Gattin des verstorbenen Silberschmiedmeisters Peter Ferner, Schwäbisch Gmünd.

Fischer bat die Anwesenden, sich zum Totengedenken von den Plätzen zu erheben. Stellvertretend für alle Verstorbenen des vergangenen Jahres nannte er Peter Ferner, der im Februar 1988 in Schwäbisch Gmünd verstorben ist. Peter Ferner schuf 1980 den goldenen Eligiusbecher, der im April des gleichen Jahres während einer Audienz in Rom Papst Johannes Paul II. überreicht wurde.

Danach gab Fischer einen Rückblick von Trier bis Aachen. Zum Tagesordnungspunkt 2 und 3 ergab sich eine rege Diskussion nach der neuen Vorstellung der Aufnahmeregeln für die Mitglieder der Goldschmiede-Gilde des hl. Eligius. Die Unterlagen waren vorher den Mitgliedern zugegangen und man einigte sich mit großer Mehrheit für den nachfolgenden Text:

Durch seine Bereitschaft, sich unseren Regeln zu verpflichten, wurde …. in die Goldschmiede-Gilde des hl. Eligius aufgenommen.

Die Regeln:
 Den hl. Eligius zu verehren, das Andenken an ihn als Patron der Gold- und Silberschmiede zu wahren und zu vertiefen, die Bedeutung dieses Heiligen zu würdigen und seine Tugenden, Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, Aufrichtigkeit und Großmut als Leitbild walten zu lassen.

Die Tradition der Eligius-Verehrung zu pflegen. Schrift- und Bildgut, die das Leben und Wirken des hl. Eligius dokumentieren, zu verbreiten.

Die berufliche Kollegialität nach dem christlichen Vorbild des hl. Eligius zu wahren und zu pflegen.

Eine Passage des vorgeschlagenen Textes: „Sich der Verantwortung eines christlichen Auftrages eines Goldsschmiedes bewußt zu sein, dies durch die Förderung und beim Entwurf sakraler Goldschmiedekunst zu beweisen“ wurde gestrichen, bzw. geändert und die neue Textpassage, die mit großer Mehrheit verabschiedet wurde, lautet nun:

„Sich der Verantwortung des christlichen Auftrages eines Gold- und Silberschmiedes bewußt zu sein“. 

Ursprünglich waren zur Aufnahmeurkunde zwei Unterschriften vorgesehen – durch einen Geistlichen und den Kurator. Der Vorschlag des Kollegen Rothgerber, Vallendar, daß die Eigenständigkeit des Gold- und Silberschmiedes durch die Unterschrift des Kurators dokumentiert werden sollte, unabhängig vom Klerus, fand große Zustimmung.

Die Aufnahmeregeln sollen den Neumitgliedern während des Gottesdienstes am Eligiustag vom Kurator überreicht werden.

Fünf Vorschläge für die Gestaltung der Aufnahme-Urkunde mit den Regeln wurden zur Wahl vorgelegt. Eine große Mehrheit entschied sich für den Entwurf drei, Format DIN A4 Querformat, links oben das Bildnis des hl. Eligius im Ornat mit Mitra, Bischofsstab und Schild mit dem Wappen der Goldschmiede. Um der figürlichen Darstellung mehr Ausdruck zu geben, soll ein versetzter Goldandruck dienen. Der Name des Neumitgliedes soll handschriftlich eingesetzt werden. Die Erstellung der Urkunden soll aus dem vorhandenem Guthaben der Eligius-Gilde finanziert werden.

Tagesordnungspunkt 4

Wie in Trier im Febr. 1988 beschlossen, soll ein Gestaltungswettbewerb „Der Kelch“ ausgeschrieben werden. Das Mitglied der Goldschmiede-Gilde des hl. Eligius, Gold- und Silberschmiedemeister Claus Pohl, Duisburg, hatte sich für diesen Tagesordnungspunkt vorbereitet und trug seine Vorschläge in Bezug auf die Ausschreibung der Wettbewerbsbedingungen vor. Wettbewerb „Der Kelch“:

Die Mehrheit der Mitglieder war der Auffassung, dass Urkunden anstatt Geld-Preise vergeben werden sollten.

Jeder Wettbewerbsteilnehmer, dem es möglich ist, kommt im Juni 1990 nach Berlin, um dort bei einer Veranstaltung, wie mit dem Komitee zur Vorbereitung des Katholikentages abgesprochen, seinen Kelch zu zeigen und vorzustellen.

Die Gildemitglieder glauben, wenn die Arbeiten der Gold- und Silberschmiede im Zentrum des Katholikentages präsentiert werden, entwickeln sich Diskussionen, die den Teilnehmern, insbesondere den Klerikern zeigen, welche Bedeutung das Sakralgerät als Unikat für die Verwendung beim Gottsdienst und welche Ausstrahlung es auf die Gläubigen hat.

Das Mitglied der Gilde, Münzmeisterin Ursula Fischer, Essen, machte den Vorschlag, in den Ausschreibungsunterlagen die christliche Ethik bei der Gestaltung eines Kelches zu berücksichtigen. Das Papier müsse eine Hilfestellung geben.

Ein kleiner Arbeitskreis wird diesen Tagesordnungspunkt weiter beraten, die Ausschreibungsunterlagen erarbeiten und der Presse zuleiten.

Tagesordnungspunkt 5 und 6

Der Bericht der Münzmeisterin Ursula Fischer aus Essen war für alle sehr positiv. „Die Gilde schreibt schwarze Zahlen“ merkte sie an. Ihre Arbeit und besonders ihr Engagement wurden von den Anwesenden mit Dank und Beifall bedacht. Der Mitgliedsbeitrag beträgt pro anno DM 60,–.

Tagesordnungspunkt 7

1990 wird der Eligiustag wahrscheinlich während des Katholikentages in Berlin stattfinden.

Tagesordnungspunkt 8

Als stellvertretender Kurator der Goldschmiede-Gilde des hl. Eligius wurde einstimmig Gold- und Silberschmiedemeister Michael Amberg aus Würzburg gewählt. Unter großem Beifall nahm er die Wahl an und versprach, sich voll für die Belange der Gilde einzusetzen.

Unter Punkt „Verschiedenes“ stellte Michael Amberg mittels eines Tonbandes das neue Eligiuslied vor und alle Anwesenden stimmten ein. Nach einigen Proben war man der Auffassung, daß man es wagen könnte, dieses Lied in unserem gemeinsamen Gottesdienst zu singen.

Der Kurator überreichte dem Ausrichter der Eligiustage 1987 in Essen, Goldschmiedemeister und Obermeister Klaus Labisch, Essen, und dem Ausrichter der Eligiustage 1988 in Trier, Gold- und Silberschmiedemeister Hans Alof als bescheidene Geste des Dankes ein Buchgeschenk. 

Ganz besonders bedankte er sich bei dem Ehepaar Thewis, welches den Eligiustag 1989 als Nachfolge von Essen und Trier organisiert hat.


Gold- und Silberschmiedemeister Peter Bücken, Herzogenrath, hatte drei Reproduktionen des zweitältesten Stadtsiegels von Aachen in Silber erstellt, deren Vergabe er seinem ehemaligen Obermeister Gerhard Thewis, Aachen, überließ.
Thewis lobte das Engagement Fischer’s und überreichte ihm das 1. Siegel. 
Mit der ihm angeborenen Fröhlichkeit überließ er Fischer die Übergabe der beiden anderen Siegel.
Für ihren vorbildlichen Einsatz erhielt Münzmeisterin Ursula Fischer das 2. Siegel. 
Das 3. Siegel wurde dem ältesten anwesenden Gildemitglied, Otto Vorfeld, Kevelaer, überreicht. 
Das Gildemitglied Bertram, Essen, hatte für jeden Teilnehmer einen Gebetszettel mit dem Bildnis und der Vita des hl. Eligius mitgebracht. Vielen Dank.
Wenn auch der Zeiger nach 23 Uhr vorgerückt war, waren doch alle mit dem Ergebnis dieser Versammlung zufrieden.

Messe in der St. Paul-Kirche zu Aachen

Am Sonntagmorgen, dem 27.2.1989 trafen sich die Mitglieder der Goldschmiede-Gilde des hl. Eligius in der St. Paul-Kirche, Aachen, zur gemeinsamen Meßfeier. Gold- und Silberschmiedemeister Gerhard Thewis hatte in Gemeinsamkeit mit seinem Aachener Kollegen, Herrn Domvikar Reudenbach gewinnen können, diese hl. Messe nur für die Mitglieder der Eligius-Gilde zu zelebrieren.

Warum in der St. Paul-Kirche? St. Paul liegt vor der alten Aachener Stadtmauer und an der historischen Wallfahrtsstraße nach Santiago de Compostela in Spanien. Diese Straße führt auch durch Frankreich über Noyon, wo Eligius als Bischof tätig war. Im Dom zu Noyon wurde auch Kaiser Karl zum König gekrönt.
In der Kirche St. Paul in Aachen befindet sich ein Reliquiar mit den Reliquien des heiligen Marculvus und des heiligen Eligius (Eulogius). Leider konnte man über den Ursprung der gemeinsamen Verehrung dieser beiden Heiligen in der Kirchengemeinde St. Paul bisher nichts in Erfahrung bringen.
Der Sakristan hatte freundlicherweise das Reliquiar auf den Altar gestellt. In seiner Predigt ging Domvikar Reudenbach besonders auf die Heilige Schrift ein.
Es gibt ein Buch der Sprüche und aus diesem zitierte er nach freier Auswahl Passagen, die mit edlen Steinen, Perlen, Gold- und Silber etwas zu tun haben. Er interpretierte Gleichnisse, die nichts an ihrer Bedeutung bis zum heutigen Tage für uns Menschen verloren haben. Werner Fischer war als Lektor tätig und trug die Fürbitten vor. Zum ersten Mal erklang das neue Eligiuslied in einer Kirche.

Text: Frau Fides Amberg, Würzburg
Melodie: Hans Martin, Würzburg

St. Eligius zu Ehren, den Gott berufen hat,
um Gottes Ruhm zu mehren, er schenk uns seine Gnad.
Des Goldschmied heiliger Patron, erflehet dies bei Gottes Sohn.
Mög‘ unsere Arbeit werden zu Gottes Lob auf Erden.
Oh, schenk uns unser täglich Brot, daß wir und niemand leiden Not.
Gerechter Lohn werd uns zuteil, zu unser Leib- und Seelenheil.
Oh, laßt uns stets voll Dankbarkeit zu Gott aufschau’n in Ewigkeit.
St. Eligius, St. Eligius, bitt für uns.

Von besonderer Bedeutung für die Mitglieder der Goldschmiede-Gilde des hl. Eligius war die Besichtigung der Domschatzkammer. Sie beherbergt großartige Gold- und Silberschmiedearbeiten der sakralen Kunst u.a. ein Kleinod abendländischer Kultur, das „Lotharkreuz“, (wohl Köln um 1000). Die Domschatzkammer in Aachen gehört mit zu den Museen, deren oftmaliger Besuch für Gold- und Silberschmiede immer wieder lohnend ist. So endete der erlebnisreiche Eligiustag 1989 in Aachen.

Vor dem Portal des Aachener Domes trafen sich die Mitglieder und Freunde der Goldschmiede-Gilde des heiligen Eligius. v.l.n.r. Paul Rothgerber, Johannes Abele, beide Vallendar, Werner Fischer, Ahlen, Frau ? Michael Amberg, Würzburg, Herr ? Herr ? Klaus Labisch und Frau, Essen, Gerhard Thewis, Aachen Frau Labisch, Essen, ?, Herr Fischer, Essen, Herr?, Raphael Fischer, Ahlen, Ursula Fischer, Essen, Ernst August Grimm, Schöningen, Frau Dr. Alof, Trier, ?, ?. Hans Alof, Trier, ?, Franz Dommers, Viersen, Dülken, ?, Anni Fischer, Ahlen, Frau Vorfeld, Kevelaer, Herr?, Otto Vorfeld, Kevelaer, Frau H aus Kevelaer, Herr?, Herr H. aus Kevelaer, Claus Pohl, Duisburg, Frau Cürvers, Kevelaer, ?, ?, Garbers, Bonn, Herbert Cürvers, Kevelaer, ?, ?; Prosper Brüderlin, Aachen, Obermeister der Goldschmiede-Innung Aachen, der die Teilnehmer begrüßte. Leider sind nicht mehr alle Personen namentlich bekannt. Sollten Sie eine der nichtgenannten Personen kennen, teilen Sie bitte den Namen und Ort Werner Fischer, Wienkampstr. 13, 59227 Ahlen, oder Ruf 02382 3467 mit. (WF)