St. Eligiustage 2006, Bremen

Auszüge aus dem Protokoll der Deutschen Goldschmiedegilde St. Eligius von Klemens Graffy, Pforzheim
28. April
13.30 Eintreffen der Teilnehmer im Hotel Westfalia.
14 Uhr Besuch der Silbermanufaktur Koch u. Bergfeld. Herr Blume führte uns durch die großzügigen Räume mit dem vielfältigen und für die Silberschmiedewerkstätten notwendigen aber auch ebenfalls großzügigen Inventar, das in 175-jähriger Firmengeschichte unter fünf Generationen entstanden ist.
Er zeigte uns eine Auswahl aus einem riesigen Fundus von Zeichnungen und Arbeiten, wie verschiedene Schiffe und Pokale (darunter auch der DFB-Pokal), Bordüren, Pressungen und Muster.
Noch interessanter waren seine Ausführungen über die Schließung und Weiterführung der Firma durch zwölf Mitarbeiter im letzten Jahr, die Problematiken, die sich daraus ergeben, aber auch die Chancen für die Zukunft der Mitarbeiter und der Firma.
Wir sind alle gespannt, wie sich die Firma entwickelt.
Danke, verbunden mit der Hoffnung, dass dieses Projekt gelingen möge.

7000 Jahre Biergeschichte und Brauerei Beck`s und Haacke-Beck. Führung durch das Brauereimuseum. Zum Abschluß gab es noch eine Bierprobe, bei der jeder die Sensibilität seines Geschmacksorgans überprüfen konnte.

Nach dem abendlichen Essen im Hotel waren auch einige Innungsmitglieder aus der Goldschmiede-Innung Bremen mit dem Obermeister zugegen.

29. April
Besuch der Silberschmiede Richard Schulze. Herr Schulze führte uns durch die sehr gut eingerichtete Firma und informierte uns über die Firmengeschichte. Es wurden viele Fachgespräche geführt. So auch über Schleifmittel der Firma Langsol aus Solingen und Schwabbeln der Firma Kreeb in Göppingen.
Die Firma hatte früher über 20 Beschäftigte. Heute sind es nur noch vier, die alle nicht mehr aus dem Silberschmiedehandwerk stammen. Warum?

Besuch des Dommuseums.
Kelche aus verschiedenen Jahrhunderten, ein Leuchter von Fischer aus Nürnberg, hergestellt mit Figuren aus dem Jahr 1846, eine Abendmahlskanne aus dem 19. Jh. waren aus dem goldschmiedischen Bereich zu besichtigen.
Darüber hinaus gab es Funde aus Ausgrabungen (70-er Jahre) unter dem Boden des Domes, die wir bestaunen konnten, z.B eine Mitra aus dem 13. Jh. oder ein Schuh aus der Zeit Karls des Großen.
Des weiteren waren ein Bild Lukas Cranach d.Ä. (1472-1553) das Bild des ersten Predigers am Dom A.R. Hardenberg, einige mittelalterliche Reliefs und Plastiken (Cosmas und Damian!) und ein Missale aus dem 16. Jh. zu sehen.
Ein Prunkstück der Ausstellung war aber ein hölzerner Bischofsstab mit vergoldeter Tierköpfchenkrümme.Dombesichtigung An den Ausführungen von Herrn Tacke, der Öffentlichkeitsbeauftragte der Bremischen Kirche ist, waren folgende Aussagen interessant: Die Bremische Kirche hatte einige Erzbischöfe, wobei die letzten lutherischen Bischöfe waren.
Für viele unscheinbar unter einem romanischen Türpfeiler eine in Stein gehauene Maus. Die Maus an der Tür ist die göttliche Abwehr des Bösen.
Ein wichtiger Ausstatter des Domes in neuester zeit war der Künstler Gerhard Heinrich Bücker, Vellern. Auf ihn gehen die Glasfenster, der Altar im Chor, das Kruzifix und das Chorgitter mit Heiligen und anderen wichtigen Frauen und Männern aus Bremen als Skulptur zurück. Die farbliche Gestaltung geht auf das 19. Jh. zurück.
Wichtig zu erwähnen sind die fünf Orgeln aus dem 19./20. Jh. Die romanische Krypta (10. Jh. mit sehenswerten Kapitellen) und die Kirchengeschichte Bremens stellte uns Herr Tacke vor. Der erste Mönch als Missionar wurde 782 von den Bremern erschlagen. Aber schon 787 erbaute man die erste Kirche. 845 ist auch der hl. Missionar Ansgar Bischof von Bremen. Sein Grab liegt in der zweiten Seitenkapelle.

Im Focke Museum überraschte uns in einer Ausstellung eine umfassende Darstellung der Zerstörung der Stadt Herculaneum.
Die Ausgrabungen sind heute nicht zugänglich. Die Ausstellung bot dem Auge auch sehr schönen Schmuck (wertvolle Gemmen).

30. April, der 3. Tag begann mit dem Gottesdienst in der Propstei- und ehem. Franziskanerkirche St. Johann. Die Leitung hatte Domprobst Msgr. Lüttel. Er stellte der Gemeinde die Gilde und die Lebensgeschichte des hl. Eligius vor. Schon beim feierlichen Einzug in die Kirche wurden die Kirchenbesucher aufmerksam auf die echt silberne Skulptur des hl. Eligius, gefertigt von Goldschmiedemeister Gerhard Thewis aus Aachen, die von Werner Fischer (Kurator bene meritus), Ahlen, zum Altar getragen wurde.

Anschließend trafen wir uns im Rathaussaal, wo wir von Bürgermeister Thomas Röwekamp begrüßt wurden. Das Rathaus gehört als Ensemble mit dem davorstehenden Roland zum Weltkulturerbe und war das Palais des Erzbischofs. 782 gab es die ersten Einwohner, 787 war es Missionsbistum, ab 888 Marktrecht. 1366 wird der hölzerne Roland angezündet und 1403 durch einen steinernen Roland ersetzt. Das Rathaus wird 1402 gebaut.
Das Portal von 1491 trägt das Bremische Grundgesetz mit zwölf Regeln:
Einig mache das Volk!
Diene dem Gemeinwohl!
Den Erfahrenen gib die Macht!
Eifrig mehre die städtischen Einnahmen!
Entfalte die Kraft!
Nachbarn halte zu Freunden!
Schütze das Recht, das gleich sei gegen Reiche und Arme. Bewahre die guten Gesetze und verwirf die schlechten!
Ehre den Herrn!
Erhalte die Sprüche der Weisen!
Wo es an ihnen fehlt, stellen die Sorgen sich ein!

An der Decke sind 33 Medaillons aller Kaiser von Karl d.G. bis Sigismund zu sehen. Der Kaiser wird im Himmel dargestellt. Er ist der Herrscher „deo gratias". Das neue Rathaus wurde 1909 gebaut.
Einen kleinen Zwischenstop gab es im Ratskeller zur Nahrungsaufnahme, um dann allerdings im Apostel und Rose Weinkeller – gleich nebenan – zu einer Weinprobe zugelassen zu werden.
Als nächstes einige Meter weiter besuchten wir die Pfarrkirche „Unsere Liebe Frau" mit ihrer Krypta St. Veit, dem ältesten erhaltenen Kirchenraum Bremens (9. Jh.)
Nach diesem kleinen Abstecher wartete schon die Sakristanin Sr. Alena in St. Johann. Ein markantes Zeichen im Innenraum ist das hölzerne, gotische Kruzifix aus dem Jahre 1480 von einem Salzburger Meister. Altar, Ambo und Tabernakel stammen von dem Künstler Johannes Niemeier aus Rietberg, der sie 1994 geschaffen hat.
Die Farbfenster schuf Walter Klocke aus Gelsenkirchen-Buer 1955-58.In der Sakristei nun fanden sich etliche Kelche aus den letzten zwei Jahrhunderten, eine Monstranz von 1875 und ein Missale mit einem Hinweis auf einen Eligius-Altar.

1. Mai, wir besuchten mit Herrn Tacke den Schnoor und seine wunderbare Welt. Heute wird dieser Bezirk von Händlern bewohnt, deren Waren es in anderen Städten nicht mehr zu kaufen gibt. Der Schnoor wurde früher zumeist nur von armen Juden und Katholiken bewohnt. Dann gingen wir an den Hafen zu einem historischen Schiff (nachgebaut) an der Schlachte vorbei, an der Martini Kirche entlang stadteinwärts durch die Böttcherstraße, in der Böttcher mit dem Architekten Mattaré die Gebäude architektonisch gestaltet hat.
Das Hilton-Hotel mit dem Glasaufgang, ein Brunnen mit Bremer Stadtmusikanten und einem Kopf von Böttcher.

Zum Abschluß der Tagung schauten wir noch bei den Birgittinen vorbei. Wir gingen in die Kapelle, wo uns ein rundherum harmonischer Raum erwartete, modern gestaltet aber einfach und unaufdringlich. Die Entstehung des Birgittinen-Klosters in Bremen Am 9.4.2000 wurde Generaläbtissin Mutter Tekla Famiglenta gefragt, ob sie in Bremen ein Kloster gründen wolle. Am 30.6. kommt sie zu ihren ersten Gesprächen nach Bremen. Am 8.8. lädt der Diözesanbischof den Orden offiziell ein, nach Bremen zu kommen. Am 12.9. liegt schon der Beschluß des Generalrats des Orden vor. Am 15.10 2001 erfolgt der erste Spatenstich, am 20.6.2002 die Grundsteinlegung und das Richtfest und am 19.10.2002 weihte Bischof Franz-Josef Bode das Kloster ein. Der Wunsch der Menschen ist, bei aller Geschäftigkeit in dieser Welt einen Ruhepol zu bekommen, heutzutage hoch angesiedelt.

Was sind die Aufgaben und Ziele des Ordens?
Verherrlichung Gottes und Heiligung der Ordensmitglieder.
Die Schwestern folgen der Regel des heiligen Augustinus und der Konstitution des Birgittinenordens nach den Gelübden Keuschheit, Armut, Gehorsam.
Sie beten täglich das Chorgebet. Der kontemplative Charakter dieses Ordens täuscht über den zweiten Teil der Regel (labora) hinweg; denn die Schwestern kommen durch den Kontakt in ihren Häusern mit anderen Menschen zusammen.
In Bremen können 16 Gäste Klosterleben schnuppern.
Man hat die Schwestern der hl. Birgitta auch deshalb in Bremen angesiedelt, weil dieser Orden Wachstum verspricht: Gegenwärtig zählen zu diesem Zweig des Ordens weltweit etwa 670 Schwestern. Nachwort (Epilog) des Protokolanten frei nach Johannes 20,30-31.

Noch viele andere Dinge haben wir erlebt und gerade von unserem guten Herrn Tacke gehört. Dies hier ist aber aufgeschrieben, damit Ihr, die Ihr nicht dabei wart, Euch ein Bild machen könnt und auch etwas von dem erfahren könnt, was wir erlebt und in guter Erinnerung haben. Klemens Graffy, am Pfingstfest 2006

29. April 2006 Plenarsitzung,
Eligiuskomitee:
Kurator, Silberschmiedemeister Bernd Cassau, Paderborn
Kurator bene meritus, Goldschmiedemeister Werner Fischer, Ahlen
Münzmeister Gold- und Silberschmiedemeister Claus Pohl, Duisburg

Auszug: Goldschmiedmeister Jochen Kaltenbach, Leer, Begrüßung als Neumitglied.
Totengedenken an Margarethe Abele, Vallendar und den Mitbegründer der Gilde und des Eligiuskomitees, Gold- und Silberschmiedemeister Gerhard Thewis, Aachen, Schöpfer der echtsilbernen Eligius-Figur.
Dank – Buchgeschenk an Goldschmiedemeister Graffy, Pforzheim, für die Ausrichtung der Eligiustage in Freiburg 2005. Dank – an den Münzmeister, Gold- und Silberschmiedemeister Claus Pohl, Duisburg, und die Kassenprüfer, Johannes Wistuba, Nottuln, und Klemens Graffy, Pforzheim.
Ausblick: Eligiustage 2007, Informationen von Goldschmiedemeisterin Frauke Pieper, Braunschweig.





Führung im Bremer Rathaus durch Herrn Tacke



Zwei Propstkreuze aus der Kirche St. Johann, Bremen



Werner Fischer, Ahlen
im Hintergrund Frau Renate Pohl, Duisburg
Goldschmiedemeisterin Frauke Pieper, Braunschweig

Alle Fotos von Klaus Pohl, Duisburg



Zusatzinformation in Abstimmung mit Herrn Tacke, Bremen, von Werner Fischer, Ahlen.

Eligius Nennungen 1515

Für einen Eligiusfreund ist es eine Erleuchtung, wenn er verbriefte fotodokumentarische Neuigkeiten über die Eligiusverehrung erfährt.
So auf den Eligiustagen 2006 der Deutschen Goldschmiede-Gilde St. Eligius in Bremen.Wilhelm Tacke, profunder Kenner und gleichzeitig honoriger Erzähler, Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Kath. Gemeindeverband Bremen, stellte den Gildemitgliedern in der Sakristei von St. Johann ein Missale (Meßbuch) von 1511 vor.
Ein Missale ist im lateinischen Ritus der kath. Kirche das liturgische Buch für den zelebrierenden Priester. Es enthält die veränderlichen und unveränderlichen Teile der Meßfeier, die mit Rubriken – den in Rot – lateinisch: rubrum – gedruckten „Regieanweisungen" für den Priester versehen sind. Das heißt es enthält die gesamten Texte der Gebete, Lesungen und Gregorianischen Gesänge der Messen. Sein Name kommt vom Lateinischen „missa", zu Deutsch „Messe". Und „missa" ist praktisch der Schlußaufruf des Priesters an die Gläubigen. Er drehte sich in der vorkonziliaren lateinischen Liturgie gegen Ende der Messe den Gläubigen zu und ruft oder singt: "Ite missa est!". „Gehet hin, Ihr seid gesendet!"
Der Druckauftrag des Erzbischof von Bremen wurde in Straßburg ausgeführt. Nun galt es damals in Bremen, für das Missale einen Umschlag zu besorgen. Man nahm ein vorhandenes schon bedrucktes Papier, welches nicht mehr wichtig schien, als Einband. Auf der einen Seite eine zerschnittene Papst Urkunde von Papst Martin V. (1417-1431), die nicht archiviert wurde.
Auf der anderen Seite finden wir die bemerkenswerte Nachricht, (in Latein) Johannes Elers, Hebdomadar am Bremer Dom, also Kleriker mit der Verpflichtung, in einer bestimmten Woche die Konventmesse zu feiern. Er ist ferner am Altar des St. Loy, in unserer Lieben Frauen Kirche – mit Loy ist der heilige Eligius (588-660) Bischof von Noyon und Goldschmied gemeint. Nebenaltäre dienten schon ab dem 8. Jh. zur Verehrung von verschiedenen Heiligen. Bis in das 20. Jh. finden wir noch in vielen kath. Kirchen eine namentliche Zuordnung von Priestern für die verschiedenen Altäre und die damit verbundenen Patrozinien und Pfründe. Hebdomadar = (auch Sebtimanar oder Wochenherr) in den Kapiteln und Klöstern Bezeichnung für jenen Kanoniker bzw. Mönch, der in der betreffenden Woche den täglichen Gottesdienst zu verrichten hat. Sogenannte Turnustafeln zeigen den Dienst des Offizianten in der betreffenden Woche an. Die Einrichtung des Hebdomadar ist sehr alt, für das Abendland bereits durch die Synode von Tarragona (516) can.7. bezeugt.