Eligiustage Braunschweig vom 27. – 29. April 2007
Vorwort des Verfassers Clemens Graffy, Pforzheim. Sicherlich gab es noch viel mehr zu sehen und aus der Sicht eines jeden
Betrachters wird bestimmt etwas fehlen. So werden im Laufe des Berichtes einige bemängeln, daß gerade bei der Besichtigung
der Kirchen der sog. Kirchenschatz zu kurz oder gar nicht vorkommt. Vieles ist auch eher in einem eigenen Kirchenführer
nachzulesen wie z.B. die vielfältige Geschichte einer Kirche oder sonstige Objekte. Viel wichtiger war mir die Schilderung der
Begegnung unserer Gemeinschaft.
Am Freitag, dem 27.4.2007 trafen sich die Mitglieder und Freunde der Gilde im Foyer des Mövenpick-Hotels Braunschweig.
Nach ausgiebigem Lunch starteten wir um 14 Uhr unsere Erkundungstour zur Traditionsinsel Dom-Burgplatz.
Fotos: Claus
Pohl, Duisburg
Zu Beginn unserer Kunsttagung begrüßte uns der Sprecher der Handwerkskammer Braunschweig im Hof zwischen
„Veltheimisches Haus" und „Huneborsteisches Haus".
Der Dom, ein herrliches Stück Braunschweig
Domprediger Hempel erwartete uns schon und gab uns einen kleinen Überblick über die Geschichte Braunschweigs und die
wechselvolle Geschichte des Domes, der trotz Bombardements im II. Weltkrieg seine eigene Gestalt und Form erhalten konnte.Nach
der ausgiebigen Betrachtung des Domes wurden wir in die Krypta eingeladen. Die Krypta wurde schon früh als Grablege bestimmt
und ist es bis heute geblieben. Die vielen Särge sind Zeugnis davon.Die Grabmale Heinrichs und Mathildes wurden 1935 von den
Nationalsozialisten geöffnet. Heinrich der Löwe war für sie Vorbild für ihre Lebensraumphilosophie der Kolonisierung des
Ostens. Und so statteten sie die Krypta entsprechend aus. Der Dom aber wurde als nationale Weihestätte eingerichtet mit
Hakenkreuzen und Wandbildern von Ritterheeren und Siedlerzügen gen Osten. Nach dem Tausendjährigen Reich wurden diese
Mißgriffe wieder korrigiert.
Herzog-Anton-Ulrich-Museum
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Herzog Anton Ulrich-Museum
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Herzog Anton Ulrich-Museum
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Sichtbarmachung mittelalterlichen Glaubens.Frau Dr. Math, Kustorin des Museums, stellte uns einige
Exponate vor. Die Frage, ob es bei den ausgestellten Exponaten um Monstranzen oder Reliquiare handelt, konnte nicht eindeutig
geklärt werden. Von besonderem Interesse war das Original des Braunschweiger Löwen.
St. Magni – aus der Not – mach neuDer Grundriß der Kirche entspricht der ältesten noch erhaltenen Kirche Braunschweigs
von 1031. Sie besticht durch ihre ausgesprochene romanische Anlage. Herr Pastor Fey empfing uns mit großer Herzlichkeit. Zur
Betrachtung hatte er uns die sakralen Geräte aus dem Kirchenschatz präsentiert.
St. Ulrici – die Brüderkirche, wo uns Pastor Frank-Georg Gozdek empfing. Die Führung war sehr ausführlich und voller
Überzeugung. Mit Leib und Seele und mit viel Liebe widmete er sich dem Detail. Er zeigte uns auch die interessanten Kapellen
und Seitenräume der Klosteranlage u.a. auch die von Frau Pieper herrlich restaurierten Leuchter in der Konventkapelle.Er
sprach auch das geistig-geistliche Engagement seiner Brüdergemeinde an und ihre ökomenische Nähe zur katholischen Kirche.
Die St. Ulrici-Brüdergemeinde fühlt sich dem Freund von Martin Luther, Johannes Bugenhagen, besonders verpflichtet, der in
Braunschweig die Reformation 1528 eingeführt hat. Für die Brüdergemeinde gelten drei Schwerpunkte:1. Das Augsburger
Bekenntnis von 15302. Die Beschäftigung mit dem Wort Gottes3. Der Vollzug des hl. Abendmahls in voller Vereinigung mit dem
Blut und Leib ChristiAls Eigenart ist noch zu nennen, daß die Brüdergemeinde heute noch die „Messe" wie Martin Luther
feiert.St. Martini
Durch den Markt hindurch erreichten wir die Kirche. Frau Gabriele Geyer-Knüppel, Kirchenpädagogin mit
Kirchenführerausbildung erwartete uns an der Südseite, wo wir wesentliche Baumerkmale und Figürlichkeiten besichtigen
konnten. Besonders bemerkenswert ist der Figurenschmuck, der hier rund um die Kirche und in der Kirche außergewöhnlich
reichhaltig ist. Madonnendarstellungen zeichnen sich durch eine besondere Vielfalt aus.
Stark figuriert ausgestaltet ist auch die St. Annen-Kapelle, die in der Mitte mit einem Taufbecken
von Berthold Spranke
(1441) und dessen Baldachin (1618) versehen ist. Es ist geschützt durch ein schön gestaltetes
Eisengitter (Anfang 17. Jh.).Zum Schluß besichtigten wir in der Sakristei die kirchlichen liturgischen Geräte.
St. Andreas
Dort erwartete uns schon Herr Pastor Peter Kapp und der Pressefotograf Sierigk von der Braunschweiger Zeitung. Nach einem
gemeinsamen Foto der Gruppe erzählte uns Pastor Kapp über die Geschichte des Baues. Er erklärte uns an den Giebeln die
Figuren (Kindheit Jesu), was es mit der „Krüppelstraße" auf sich habe (etwa Figur an der Südseite des Baues oder
Krüppel als Förderer des Baues?), die Turmgeschichte und die vor der Kirche stehende Liberei (Bibliothek).Im Innenraum setzte
er sich zunächst in seinem Eingangsreferat mit der Situation der Gemeinde auseinander unter dem Aspekt: Warum kommen die
Menschen nicht mehr in seine Kirche? Er versuchte, diese Frage damit zu beantworten, daß er in seiner Kirche Trinken und Essen
sowie das Spielen der Kinder erlaubt außerhalb des Gottesdienstes natürlich. Die Empore war als Kirchencafé eingerichtet und
wie er berichtete, wird das Angebot von den Mitgliedern der Kirchengemeinde wohlwollend angenommen.Die Kirche war im Krieg
stark zerstört. Mit der Erneuerung der Fenster wurde Charles Crodel beauftragt. In den Bildern der Glasfenster wurden Szenen
aus dem II. Weltkrieg dargestellt. Für die Inneneinrichtung war Prof. Jürgen Weber zuständig: Der Altar, das Altarkreuz, das
Taufbecken, die Kreuzigung des Andreas und das Predigtpult trugen seine ausdrückliche Handschrift. Zum Schluß durften wir den
Turm besteigen, wo wir nach einer anstrengenden Tour mit einer wunderbaren Aussicht belohnt wurden.
St. Katharinen
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Spätromanischer Abendmahlskelch
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Gothischer Abendmahlskelch
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Abendmahlskelch aus dem Jahre 1454
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Es folgte eine Einführung von Pastor Vahrmeyer über die Geschichte der Kirche und die Vorstellung der Kostbarkeiten,
der vasa sacra, in der Sakristei. Die Pfarrkirche des Hagen, nach dem Vorbild des Domes zwischen 1200 und 1205 begonnen. Die
Reste des romanischen Bauwerkes sind noch im ersten Turmgeschoß an der Gliederung des Mittelschiffs und ehemaligen
Querschiffes abzulesen. Seit 1528 evangelisch lutherische Pfarrkirche.Ausstattung: Zahlreiche Epitaphien – bildnerisch
gestaltete Gedächtnistafel – aus der Zeit vom Ende des 16. Jh. bis Anfang 18. Jh. Die farbigen Fenster stammen von H.G. von
Stockhausen (1960-1981)
Danke an Clemens Graffy für diesen Bericht, der in Auszügen wieder gegeben wurde.
Plenarsitzung am Samstag, dem 28.04. im Hotel „Seela"
Auszüge aus dem Protokoll.
Sitzungsleitung: Kurator Bernd Cassau, bedauerte es, dass trotz Einladung kein Goldschmied aus Braunschweig zum Treffen
gekommen war.
Enschuldigt haben sich:Raphael Fischer, AhlenVolkhard-Uwe Bläse, Plön Herr Tacke aus BremenHerr Feldmann aus
Cloppenburg Michel Morawitz, OldenburgHans-Jürgen Wiegleb, WolfsburgHerr Hess, Fulda.
Besonders wurde das Ehepaar Kaiser aus Erfurt begrüßt, das nach 10 Jahren wieder mit dabei war.Bericht über die
gelungenen Eligiustage in Bremen, verbunden mit dem Dank an Herrn Tacke für sein außerordentliches Engagement. Der Kurator
hatte ihm vorab in Bremen zwei Bände von der Paderborner-Ausstellung „Canossa" überreicht.
Gratulation an den Ständigen Diakon.
Der Kurator Bernd Cassau überreichte im Namen der Goldschmiede-Gilde St. Eligius dem neu geweihten Diakon, Clemens
Graffy, Pforzheim, ein theologisches Buch. Graffy bedankt sich und spricht über seine Arbeit als Diakon und was ihm daran
wichtig ist.
Der Kassenbericht mit einem Plussaldo, vorgetragen von Münzmeister Claus Pohl, Duisburg, fand Zustimmung durch die
Kassenprüfer Benrhard Bertram, Essen, und Johannes Wistuba, Nottuln, und durch die Anwesenden.
Klaus Pohl stellt die Ausstellung „Unterwasserwelten in Alexandria" in Bonn vor. Er lud auch zur
Pikasso-Ausstellung in Düsseldorf ein.
Joachim Kaiser, Erfurt, stellt die Ausstellung über St. Elisabeth in Eisenach vor und weist auf das hohe
Kulturpotenzial der Stadt Erfurt hin.
Es wurde vorgeschlagen, den Eligiustag 2008 in Regensburg am letzten Wochenende im April abzuhalten. Allgemeine
Zustimmung.
Das Thema Mitgliederwerbung wurde wiederum angesprochen. Einige Anwesende meinten, wir haben einen eigenen Stil. Diesen
können wir nicht einfach in „die Jugend" hineinpflanzen: Generationsproblem!
Der Alt-Kurator Werner Fischer, Ahlen, merkte an, dass bei dem grandiosen Angebot der Programme während der
Eligiustage seit einigen Jahren mit Ausnahmen der Schwerpunkt auf Städtereisen liegt, die jeder Reiseveranstalter oder die
VHS anbieten mit der Einschränkung, die liturgischen Geräte betrachten zu können.
Er vermißt eine stärkere spirituelle Bindung. Die Vermittlung von beruflichen, kunstgeschichtlichen Information über
die Goldschmiedekunst von Kollegen, von Experten. Information über andere Religionsgemeinschaften und ihre rituellen
Handlungen. Mit welchen Geräten können wir Goldschmiede vom Entwurf bis zur Fertigung dienen?
Er sprach auch die Neuaufnahme von Gildemitglieder an, die früher ein Jahr hospitierten, ehe sie in die Gemeinschaft
aufgenommen wurden. Bernhard Bertram aus Essen wies daraufhin, dass es schon mal Unruhe gegeben habe und einige Mitglieder
anderer Meinung sich aus der Gilde zurückgezogen haben.
Themen für die Gildemitglieder jedoch vorab für das Eligiuskomitee
Am Morgen des Sonntags wurden wir von dem Architekten Prof. Herrnberger abgeholt und durch die Altstadt geführt, wo
Häuserzeilen, Straßenzüge beispielhaft wieder aufgebaut wurden mit der Prämisse, Altes zu erhalten und Neues sensibel
hinzuzufügen.
St. Ägidien
Sie war die Kirche eines ehemaligen Benediktinerklosters, 1529 – 1811, evangelisch lutherisch, seit 1948 katholische
Pfarrkirche.Die Messe war gut vorbereitet und festlich zelebriert unter Mitwirkung von Diakon Clemens Graffy, von dem auch
die Fürbitten stammten. Die hl. Messe wurde umrahmt von der Choralschola St. Ägidien. Auch unsere Eligiusfigur, getragen
von Werner Fischer fand am Altar ihren Platz.
Dank an Goldschmiedemeisterin Frauke Pieper, Braunschweig, als Ausrichterin für die Organisation und die ideenreiche
Durchführung der Programmpunkte sowie an den Kurator Bernd Cassau, Paderborn.